Anklage wegen Korruption im Skandal um defekte Bandscheibenprothesen

Leer (dpa/lni) - Im Skandal um defekte Bandscheibenprothesen soll
sich ein früherer Chefarzt des Klinikums Leer auch wegen
Korruptionsvorwürfen vor Gericht verantworten. Zwei entsprechende
Anklagen gegen den heute 54 Jahre alten Arzt seien beim Landgericht
Aurich eingereicht worden, sagte am Montag der Sprecher der
zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander
Retemeyer. Über eine Eröffnung des Verfahrens ist noch nicht
entschieden. Wegen des Vorwurfs der Körperverletzung hatte bereits
die Staatsanwaltschaft Aurich den Arzt angeklagt.

Eine Anklage erging wegen des Verdachts der Vorteilsnahme
beziehungsweise Vorteilsgewährung, eine andere wegen des Vorwurfs der
Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung im besonders schweren
Fall. Neben dem Arzt will die Staatsanwaltschaft auch den früheren
Geschäftsführer eines Medizinprodukteherstellers und die
Ex-Geschäftsführerin einer Vertriebsfirma vor Gericht bringen.

Sie sollen gemeinsam ein Implantat für die Wirbensäulenchirurgie
entwickelt haben. Der Arzt soll es bei Operationen im Klinikum Leer
verwendet haben und als Gegenleistung prozentual an den Umsätzen mit
dem Implantat beteiligt gewesen sein, wodurch er zwischen 2011 und
2014 mehr als 14 000 Euro erhalten habe. Außerdem soll er eine
umsatzabhängige Provision in Höhe von mehr als 128 000 Euro bekommen
haben, so die Staatsanwaltschaft.