Der Plan ist aufgegangen - «AKK» folgt Merkel nach Von Birgit Reichert, Jörg Blank und Ruppert Mayr, dpa

Berlin (dpa) - Der Plan ist aufgegangen. Annegret Kramp-Karrenbauer
ist neue CDU-Vorsitzende - sowie sie und ihre Vorgängerin
Bundeskanzlerin Angela Merkel es letztlich wohl geplant hatten. Der
Weg dahin war allerdings ein völlig neuer für die CDU. «AKK», wie s
ie
auch genannt wird, musste sich gegen zwei ernstzunehmende
Herausforderer durchsetzen, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und
Gesundheitsminister Jens Spahn.

Direkte Unterstützung ihrer Förderin konnte sie nicht mehr erwarten,
das hätte der Saarländerin schaden können, da Merkel selbst in der
Partei massiv in die Kritik geraten war. Der Plan begann, als Merkel
«AKK» im Februar 2018 bewegen konnte, den angenehmen Posten der
saarländischen Ministerpräsidentin aufzugeben und in den deutlich
unsichereren Parteijob als Generalsekretärin zu wechseln, um die
Partei zu reformieren.

Es war ein Coup, der Merkel Luft verschaffte. Das befriedete die
unruhige Partei etwas, «AKK» treibt seither entschlossen den Prozess
der Modernisierung und stärkeren Einbindung der Mitglieder voran.
Sich vorzudrängeln ist nicht ihre Sache - aber dieser turbulente 29.
Oktober 2018, als Merkel ihren Rücktritt auf Raten ankündigte,
erforderte eine rasche, klare Entscheidung.

Selbst die Generalsekretärin war davon überrascht worden. Noch am
Vorabend nach der Hessen-Wahl hatte «AKK» vieldeutig gesagt: «Die
Bundesvorsitzende hat ganz klar erklärt, dass sie auf dem Parteitag
noch mal antreten wird. Und ich habe bis zur Stunde keine anderen
Signale.»

Ihre politische Karriere begann sie im Stadtrat ihres Heimatortes
Püttlingen. Und immer, wenn sie gerufen wurde, machte sie ihre Sache
so gut, dass irgendwann unvermeidlich der nächste Ruf kam. «Es gibt
keine Aufgabe, die man Annegret nicht anvertrauen kann», hat schon
der frühere Saar-Regierungschef Peter Müller (CDU) gesagt, als er
Kramp-Karrenbauer 2000 als Innenministerin in sein Kabinett berief.

Seitdem hat sie sich als Allzweckwaffe der CDU einen Namen gemacht:
Nach verschiedenen Ministerjobs wurde sie 2011 erste
Ministerpräsidentin des kleinsten Flächenstaates. Im März 2017 gewann

sie auf dem Zenit der Beliebtheit von SPD-Kanzlerkandidat Martin
Schulz die Landtagswahl im Saarland haushoch für die CDU.

Seit Jahren arbeiten Merkel und Kramp-Karrenbauer, die wegen ihres
nüchtern-analytischen Politikstils miteinander verglichen werden, eng
zusammen. «Unaufgeregt» und «uneitel» gehören zu den Attributen
Kramp-Karrenbauers. «Viele glücklichen Zufälle haben mir dabei
geholfen», sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern. Eigentlich
wollte sie vor dem Abi Hebamme werden, danach dachte sie an einen
Beruf als Lehrerin. Mit 18 trat sie in die CDU ein - und entdeckte
ihre Leidenschaft für Politik. Später studierte sie Jura und Politik.

Inhaltlich steht sie für den Merkel-Kurs. Sie versuchte sich aber
bereits bei den acht Regionalkonferenzen im Kampf um den
Parteivorsitz von Merkel abzugrenzen. Sie plädiert für einen härteren

Umgang mit Asylbewerbern, die Behörden über ihre Identität täuschen
-
und fordert konsequentes staatliches Handeln bei Abschiebungen. Sie
tritt ein für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ist
für Priesterinnen in der katholischen Kirche und gegen Werbung für
Abtreibung. Eines ihrer Steckenpferde ist die Digitalisierung.

Sie kann aber auch lustig: An Karneval machte sie jahrelang als
«Putzfrau Gretel vom Landtag» Furore und zog Politiker aller Couleur
durch den Kakao, sich selbst eingeschlossen.