Fresenius enttäuscht Anleger mit nächster Gewinnwarnung

Rekorde in Serie, schnelles Wachstum durch Übernahmen, die Aktie ein
Liebling der Börse: Jahrelang ging es für Fresenius nach oben. Doch
die fabelhaften Zeiten scheinen für den Betreiber von Privatkliniken
und Dialysezentren vorerst vorbei zu sein.

Bad Homburg (dpa) - Beim lange erfolgsverwöhnten Gesundheitskonzern
Fresenius häufen sich die Probleme. Am späten Donnerstagabend
überraschte der Dax-Konzern schon zum zweiten Mal binnen weniger
Wochen mit einer Gewinnwarnung. Das Unternehmen kappt wegen noch mehr
Gegenwinds im laufenden Geschäft und hoher Investitionen seine
mittelfristigen Ziele für Umsatz und Gewinn. Vor allem in seinen
Privatkliniken in Deutschland und im Geschäft mit Nierenerkrankungen
bei der Tochter Fresenius Medical Care (FMC) bekommt der Konzern
Druck. An der Börse stürzten Fresenius-Aktien um gut 16 Prozent auf
unter 40 Euro ab - den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren.

Auf Basis der derzeitigen Erwartungen für 2018 und 2019 sei nicht
mehr damit zu rechnen, dass die Ziele für 2020 erreicht würden,
erklärte Fresenius in Bad Homburg. Ab 2020 sei ein Umsatzwachstum aus
eigener Kraft im mittleren einstelligen Bereich zu erwarten. Das
Konzernergebnis soll dann etwas stärker wachsen.

Mitte Oktober hatte sich der Konzern bereits skeptischer für das
laufende Jahr gezeigt, FMC musste die Ziele gar senken. Der
Dialysespezialist hat mit schwächelnden Geschäften mit
Nierenerkrankungen im wichtigen US-Markt und den wirtschaftlichen
Turbulenzen in Schwellenländern zu tun, etwa der sehr hohen Inflation
in Argentinien. Und in den knapp 90 Privatkliniken von Fresenius
Helios hierzulande - darunter Berlin, Erfurt und Wiesbaden - belastet
der Trend zu ambulanten Behandlungen: Weniger Patienten bleiben über
Nacht, was die Einnahmen drückt.

Fresenius-Chef Stephan Sturm sprach in einer Telefonkonferenz am
Freitag von einem Übergangsjahr 2019. Lange war der Konzern stark
gewachsen, Übernahmen wie die des spanischen Klinikbetreibers
Quirónsalud sorgten für immer neue Gewinnbestmarken - 2018 könnte das

15. Rekordjahr in Folge werden. Zuletzt aber nahmen die Probleme zu.
Erst in letzter Sekunde konnte Sturm die geplante Übernahme des
US-Konzerns Akorn abwenden, die als teurer Fehlschlag galt.

Für das kommende Jahr rechnet der Vorstandschef mit einer Stagnation
des bereinigten Gewinns. Der Umsatz dürfte aus eigener Kraft im
mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Ursprünglich wollte
Fresenius bis 2020 beim Umsatz jährlich um bis zu zehn Prozent und
beim Konzernergebnis um bis zu 12,6 Prozent wachsen.

Der Konzern will mehr Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben.
«Wir bleiben sehr zuversichtlich für den mittel- und langfristigen
Wachstumskurs», sagte Sturm. Übernahmen seien in den mittelfristigen
Erwartungen nicht enthalten, aber auch künftig «ein wesentlicher
Treiber». Ferner stellte Sturm steigende Dividenden in Aussicht.

Auch FMC rechnet für 2019 mit einer Gewinnstagnation. Der Umsatz soll
«solide» wachsen. Mit der Übernahme des US-Unternehmens NxStage, das

auf Blutwäsche zu Hause spezialisiert ist, und dem Ausbau von
Geschäften in Märkten wie China stehe «ein Jahr der Investitionen»

bevor, sagte Vorstandschef Rice Powell.