Merkel eröffnet historischen CDU-Parteitag in Hamburg

Durch ihren Rückzug von der Parteispitze hat Merkel die CDU in
Bewegung versetzt. Das finden viele Parteimitglieder gut. Einige
fragen sich allerdings inzwischen, ob Lagerbildung in Zukunft eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit behindern könnte.

Hamburg (dpa) - Nach Wochen voller Spannung und Anspannung hat in
Hamburg der Parteitag begonnen, auf dem die CDU über die Nachfolge
von Angela Merkel entscheiden will. 1001 Delegierte versammelten sich
am Freitag zu der zweitägigen Veranstaltung in der Hamburger
Messehalle unter dem Motto «Zusammenführen. Und zusammen führen.».

Bundeskanzlerin Merkel wurde mit minutenlangem Applaus begrüßt.

Merkel hatte nach mehr als 18 Jahren an der CDU-Spitze Ende Oktober
erklärt, sie wolle nicht mehr für den Parteivorsitz antreten. Um den
Posten bewerben sich Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer,
der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz und
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der als chancenlos gilt. Spahn
ließ kurz vor der Wahl offen, wen er im Fall einer Stichwahl zwischen
Merz und Kramp-Karrenbauer unterstützen würde. «Mein Ziel ist, dass
ich im zweiten Wahlgang bin und dann unterstütze ich Jens Spahn»,
sagte er im Südwestrundfunk.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet sagte vor
Beginn des Parteitages im ZDF-«Morgenmagazin», alle drei Kandidaten
für den Parteivorsitz seien an den Koalitionsvertrag gebunden und
pro-europäisch, «so dass ich nicht erkenne, dass nach dem heutigen
Tag ein Richtungswechsel einsetzen würde».

Es ist das erste Mal seit 1971, dass die CDU-Delegierten bei der Wahl
ihres Vorsitzenden zwischen mehreren Kandidaten entscheiden. Die
Noch-Parteichefin begrüßte den Wettbewerb. «Das ist Demokratie pur,
wenn Auswahl besteht», hatte Merkel am Vortag erklärt. Angela Merkel
wird weiter Kanzlerin bleiben.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier betonte vor Beginn des
Parteitages im Deutschlandfunk: «Wir wählen heute eine neue
Parteivorsitzende, wir wählen keinen Kanzlerkandidaten und keine
Kanzlerkandidatin.» Die Entscheidung, wer das Kanzleramt in Zukunft
anführe, werde gemeinsam mit der CSU getroffen, etwa ein Jahr vor der
Bundestagswahl, sagte der CDU-Politiker - «und wie die Umstände dann
sind und wie die Wahl dann ausfällt, das kann niemand wissen.»

Viele in der Union erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Merz und
Kramp-Karrenbauer, möglicherweise eine Stichwahl. Die Stimmung
zwischen den Top-Kandidaten Merz und Kramp-Karrenbauer hatte sich
kurz vor dem Parteitag verschärft. Neben dem Vorsitzenden, den fünf
Stellvertretern, dem Schatzmeister und fünf weiteren
Präsidiumsmitgliedern werden in Hamburg auch 26 Mitglieder des
Bundesvorstands sowie 19 Beisitzer gewählt.

Außerdem soll der Parteitag nach dem Willen des Bundesvorstands einen
Beschluss zum umstrittenen UN-Migrationspakt fassen. Die Wähler
reagierten zunächst positiv auf die Wechselstimmung bei den
Christdemokraten. Im neuen ARD-Deutschlandtrend gewannen CDU und CSU
vier Prozentpunkte hinzu und kamen somit auf 30 Prozent.

Vor dem Messegelände in Hamburg demonstrierten am Freitag rund 80
Bergarbeiter aus der Lausitz gegen einen schnellen Kohleausstieg und
den damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen in ihrer Region.