Die CDU vor einer historischen Wahl - wer wählt wen wie? Von Andreas Hoenig und Jörg Blank, dpa

«Showdown» bei der CDU: Am Freitag bestimmen die Delegierten über die

Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze. Die wichtigsten
Fragen und Antworten.

Berlin (dpa) - Das gab es bei der CDU lange nicht mehr: eine
Kampfkandidatur um den Parteivorsitz. Zuletzt war dies vor mehr als
47 Jahren der Fall - am 4. Oktober 1971 trat Helmut Kohl, damals
Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, auf dem Bundesparteitag in
Saarbrücken gegen Unions-Fraktionschef Rainer Barzel an. Kohl kam auf
174 Stimmen, Barzel auf 344. Zwei Jahre später löste Kohl Barzel dann
ab - es begannen Kohls 25 Jahre als CDU-Vorsitzender. Am Freitag geht
es auf dem Parteitag in Hamburg um die Nachfolge von Angela Merkel,
die seit 18 Jahren im Amt ist.

Wer kandidiert?

Drei Kandidaten sind bisher offiziell vorgeschlagen worden - sie
haben die besten Chancen. Dies sind die derzeitige Generalsekretärin
und frühere saarländische Ministerpräsidentin Annegret
Kramp-Karrenbauer (56), der frühere Unions-Fraktionschef Friedrich
Merz (63) und Gesundheitsminister Jens Spahn (38).

Daneben hatten laut CDU weitere 14 Mitglieder ihre Bereitschaft zu
einer Kandidatur angemeldet - wie viele von ihnen mittlerweile ihr
Vorhaben zu den Akten gelegt haben, war zuletzt unklar. Nach den
Statuten müssten sie allerdings für eine Kandidatur auf dem Parteitag
förmlich von mindestens einem Delegierten vorgeschlagen werden.

In der Partei wird damit gerechnet, dass zumindest der hessische
Unternehmer Andreas Ritzenhoff zur Wahl vorgeschlagen wird. Wie viele
Kandidaten es am Ende tatsächlich gibt, ist allerdings noch offen.
Der Parteitag muss am Freitag zunächst darüber bestimmen, bis zu
welchem Zeitpunkt keine weiteren Wahlvorschläge abgegeben werden
dürfen.

Wer entscheidet?

Insgesamt 1001 Delegierte des Bundesparteitags. 1000 Delegierte
werden laut CDU-Statut von den Landesverbänden, den Kreis-, Bezirks-
oder Landesparteitagen gewählt. Dazu kommt ein Delegierter des
Auslandsverbandes in Brüssel. Die CDU hat 17 Landes-, 27 Bezirks- und
327 Kreisverbände. Von den 1000 Delegierten der Landesverbände werden
200 im Verhältnis der bei der jüngsten Bundestagswahl für die
einzelnen CDU-Landeslisten abgegebenen Zweitstimmen, 800 im
Verhältnis der Mitgliederzahlen der Landesverbände entsandt.

Die mit Abstand meisten Delegierten kommen aus Nordrhein-Westfalen.
Der Bundesparteitag beschließt über die Grundlinien der Politik der
CDU und und das Parteiprogramm. Die Delegierten wählen außerdem die
stellvertretenden Parteivorsitzenden, das Präsidium und den
Bundesvorstand - darunter die oder den Vorsitzenden.

Wie wird gewählt?

Die Wahl des neuen Parteichefs oder der neuen Parteivorsitzenden ist
laut Statut geheim und erfolgt durch Stimmzettel. Gewonnen hat, wer
die absolute Mehrheit der gültigen abgegebenen Stimmen erhält. Falls
im ersten Wahlgang kein Kandidat eine absolute Mehrheit bekommt,
entscheidet in einem zweiten Wahlgang eine Stichwahl zwischen den
beiden höchstplatzierten Kandidaten. Stimmenthaltungen und ungültige
Stimmen zählen für die Ermittlung der Mehrheit nicht mit.