Schäuble spricht sich für Merz als CDU-Vorsitzenden aus

Am Freitag endet nach 18 Jahren der CDU-Vorsitz von Angela Merkel.
Zur Frage, wer ihr nachfolgen soll, halten sich die Schwergewichte
der Partei öffentlich bedeckt. Doch nun wagt sich nach Daniel Günther
auch der Bundestagspräsident aus der Deckung.

Berlin (dpa) - Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat sich
erstmals eindeutig für Friedrich Merz als neuen CDU-Vorsitzenden
ausgesprochen. «Es wäre das Beste für das Land, wenn Friedrich Merz
eine Mehrheit auf dem Parteitag erhielte», sagte der CDU-Politiker
der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch). «Das würde es
erleichtern, wieder zu einer Integration der politischen Kräfte zur
Mitte hin zu kommen und unser System zu stabilisieren. Die
politischen Ränder würden wieder schwächer.»

Ein Parteitag in Hamburg soll den neuen CDU-Vorsitzenden am Freitag
wählen. Schäuble soll die Kandidatur von Ex-Unionsfraktionschef Merz
seit längerem vorbereitet haben; er und Merz bestätigten, über das
Thema gesprochen zu haben. Dennoch hatte Schäuble sich bislang nicht
eindeutig für einen der drei aussichtsreichen Kandidaten auf die
Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze festgelegt. Neben
Merz bewerben sich auch Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer
und Gesundheitsminister Jens Spahn auf den Posten. Merkel will aber
Kanzlerin bleiben.

An der Loyalität von Merz zu Kanzlerin Merkel hat Schäuble keinen
Zweifel. «Ich habe die Entscheidung getroffen, loyal zu Angela Merkel
zu stehen. Und Friedrich Merz wird das auch», sagte der CDU-Politiker
dem «Tagesspiegel» (Dienstag). Merz war 2002 von Merkel von der
Spitze der Unionsfraktion verdrängt worden. Der Anwalt hatte seine
Kandidatur als erster bekannt gegeben - nur Minuten nachdem Merkel
angekündigt hatte, den CDU-Vorsitz abzugeben. Merkel hatte Schäuble
im Frühjahr 2000 an der CDU-Spitze abgelöst.

Schäuble lobte in der «FAZ» auch die Gegenkandidaten von Merz. «Wir

haben drei außergewöhnlich gute Kandidaten.» Er würdigte auch die
Leistung Merkels, die nach 18 Jahren an der Spitze der
Christdemokraten nicht erneut kandidiert. «Die Amtszeit der Kanzlerin
und Parteivorsitzenden Angela Merkel war und ist außerordentlich
erfolgreich», sagte Schäuble. Die Entscheidung der Kanzlerin, ihren
Abschied aus der Politik einzuleiten, begrüßte er dennoch. «Wie es
auch schon bei Helmut Kohl war, so werden selbst sehr erfolgreiche
Kanzlerschaften nach langer Zeit irgendwann zäh.»

Merz und Kramp-Karrenbauer werden bei der Wahl auf dem CDU-Parteitag
in Hamburg am kommenden Freitag die besten Chancen auf die Nachfolge
Merkels eingeräumt, die nach 18 Jahren im Amt nicht wieder als
Parteivorsitzende kandidiert. Spahn gilt als Außenseiter.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hatte sich am
Montagabend für Kramp-Karrenbauer als künftige CDU-Vorsitzende
ausgesprochen. Auf dem Parteitag entscheiden 1001 Delegierte aus ganz
Deutschland über den Vorsitz.