Spahn wirbt im Bundestag für neue Organspende-Regeln

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat für neue
Organspende-Regeln geworben. Leitgedanke sei, angesichts von mehr als
10 000 Menschen, die auf Organe warten, die Zahl der Spender zu
erhöhen, sagte der CDU-Politiker in einer Debatte über grundlegende
ethische Fragen am Mittwoch im Bundestag. Er verteidigte seinen
Vorschlag für eine «doppelte Widerspruchslösung». Das heißt, dass

jeder als Spender gilt. Man soll dazu aber noch Nein sagen können,
sonst sind - als doppelte Schranke - Angehörige zu fragen. Dieses
Nein auszusprechen, sei zumutbar. «Das einzige Recht, das damit
beschnitten würde, wäre das Recht, sich keine Gedanken zu machen.»

In der Debatte machten zahlreiche Abgeordnete massive Bedenken gegen
eine solche Umstellung deutlich. Die Widerspruchslösung missachte das
Selbstbestimmungsrecht der Bürger und verkehre die freie Entscheidung
zugunsten einer Spende ins Gegenteil, sagte die FDP-Abgeordnete
Christine Aschenberg-Dugnus. Eine Gruppe von Abgeordneten um
Grünen-Chefin Annalena Baerbock und Linke-Chefin Katja Kipping schlug
eine «verbindliche wiederkehrende Abfrage» etwa beim Abholen neuer
Pässe oder Personalausweise vor - ausdrücklich auch mit der Option,
sich noch nicht für oder gegen Organspenden entscheiden zu wollen.

Bisher sind Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärter Zustimmung
erlaubt. Die Zahl der Organspender hatte im vergangenen Jahr einen
Tiefpunkt von 797 erreicht. Für dieses Jahr zeichnet sich aber
erstmals wieder ein Anstieg ab. Bis Mitte November registrierte die
Deutsche Stiftung Organtransplantation bereits 832 Spender.