Chinesische Forscher verurteilten Gen-Experiment an Babys

Peking (dpa) - Mehr als 100 chinesische Wissenschaftler haben in
einem Protestbrief mit scharfer Kritik auf die Ankündigung ihres
Kollegen He Jiankui reagiert, wonach erstmals Babys nach einer
Genmanipulation zur Welt gekommen sein sollen. «Direkte Versuche am
Menschen können nur als verrückt beschrieben werden», hieß es in de
m
am Montag veröffentlichten Schreiben, das 122 Forscher
unterzeichneten. 

Die Genauigkeit des von He Jiankui genutzten Verfahrens der Genschere
Crispr/Cas und dessen Wirkungsweise seien ein sehr kontroverses Thema
unter Wissenschaftlern. Es sei zwar möglich, dass die Kinder, die
diesmal geboren wurden, für einen bestimmten Zeitraum gesund sind.
«Aber die potenziellen Risiken und Schäden für die gesamte
Menschheit, die durch einen ungerechtfertigten Einsatz des Verfahrens
in der Zukunft entstehen können, sind unermesslich.»

Die Versuche seien ein «schwerer Schlag für die weltweite Reputat
ion
der chinesischen Wissenschaft». Aufsichtsbehörden sollten schnell
handeln und eine umfassende Untersuchung des Vorfalls durchführen:
«Die Büchse der Pandora wurde geöffnet, und wir haben möglicherweis
e
eine Chance, sie zu schließen, bevor der Schaden irreparabel ist.»