Sonne, Mond und Sterne im November - Herbstbilder dominieren Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Der Sternschnuppenstrom der Leoniden wird im November zu sehen sein -
allerdings mit einer eher bescheidenen Fallrate. Auffällig zeigt sich
dagegen die Venus. Den abendlichen Fixsternhimmel dominieren nun
Herbstbilder.

Stuttgart (dpa) - Venus hat die Seiten gewechselt. War sie in den
letzten Monaten als helles Gestirn am Abendhimmel vertreten, so hat
sie Ende Oktober die Erde auf der Innenbahn überholt. Im ersten
Monatsdrittel beginnt bereits ihre Morgensternperiode. Am 10. geht
Venus kurz nach halb sechs Uhr morgens auf, Ende November schon um
4.17 Uhr. Im Laufe des Monats wird sie zu einem auffälligen Gestirn
am Morgenhimmel und glänzt Anfang Dezember in maximalem Glanz am
Osthimmel. Wer an einem klaren Morgen nach Osten blickt, kann Venus
kaum übersehen. Gegen halb acht Uhr verblasst der Morgenstern in der
zunehmenden Helligkeit.

Mars bleibt auffälliges Gestirn der ersten Nachthälfte, wenn auch
seine Glanzzeit vom Sommer vorbei ist und er weiter an Helligkeit
verliert. Der rote Planet wandert durch das Sternbild Steinbock und
wechselt am 11. in den Wassermann. Vom 15. auf 16. November zieht der
zunehmende Halbmond an Mars südlich vorbei. Dies ist eine gute
Gelegenheit, den schnellen Lauf des Mondes durch die Sternenwelt zu
verfolgen. Kurz vor Mitternacht sinkt Mars unter den Südwesthorizont.

Saturn lässt sich noch am Abendhimmel blicken. Der fahle Planet ist
allerdings längst nicht so hell wie Mars. Seine Sichtbarkeit verkürzt
der Ringplanet drastisch. Ende November wird es schwierig, Saturn
nach Einbruch der Dunkelheit ohne Fernglas zu erkennen, da die
horizontnahen Dunstschichten sein Licht schwächen. Er hält sich im
Sternbild Schütze auf, dessen Sterne allesamt viel schwächer als
Saturn leuchten und daher vom aufgehellten Stadthimmel aus kaum zu
sehen sind.

Geht Saturn Anfang November um acht Uhr abends unter, so sinkt er am
20. schon eine Stunde früher unter die Horizontlinie. Jupiter hat
sich vom Abendhimmel zurückgezogen. Der Riesenplanet hält sich am
Taghimmel auf. Auch Merkur bleibt in unseren Breiten unsichtbar.

Am 7. tritt um 17.02 Uhr die Neumondphase ein. Vollmond wird am 23.
um 6.39 Uhr im Sternbild Stier erreicht. Der Vollmond beschreibt
einen großen Bogen über das Himmelszelt und steht in der
Geisterstunde hoch am Südhimmel. In Erdferne am 14. trennen ihn
404 340 Kilometer von uns, während er am 26. bis auf 366 620
Kilometer an die Erde herankommt.

Der Sternschnuppenstrom der Leoniden wird vom 13. bis 30. November
aktiv. Die Leoniden scheinen aus dem Sternbild Löwe zu kommen. In der
Nacht vom 17. auf 18. ist das spitze Maximum zu erwarten. Diesmal ist
eher mit einer bescheidenen Fallrate von 15 Meteoren pro Stunde zu
rechnen.

Die Trümmerwolke des Kometen 55P/Tempel-Tuttle ist auf Kollisionskurs
zur Erde. Sie kommt mit 40 Kilometer pro Sekunde auf die Erde frontal
zu. Die Erde läuft mit 30 Kilometer pro Sekunde den Leoniden
entgegen. Somit dringen die Meteoroiden mit einer Geschwindigkeit von
70 Kilometer pro Sekunde in die Lufthülle ein. Bei einer
Geschwindigkeit von 252 000 Kilometer pro Stunde können die
Luftmoleküle den Sternschnuppen nicht ausweichen, die Luft wird
komprimiert. Dabei treten Temperaturen von einigen Tausend Grad auf,
weshalb die meisten Meteoroiden verglühen. Auch eine Fahrradpumpe
wird heiß, wenn man die Luft zusammenpresst.

Die Herbstbilder dominieren den abendlichen Fixsternhimmel. Leicht zu
erkennen ist das Herbstviereck. Das Sternenquadrat markiert den
Hauptteil des Pegasus. Zur Standardbeobachtungszeit gegen 22 Uhr ist
es bereits ein wenig nach Südwesten gerückt und hat damit die
Mittagslinie überschritten. An das Herbstviereck schließt sich im
nordöstlicher Richtung die Sternenkette der Andromeda. Bei sehr guten
Sichtbedingungen und ohne Störung durch irdische Lichtquellen erkennt
man schon mit bloßen Augen ein schwaches Lichtfleckchen, den
berühmten Andromedanebel.

Es handelt sich um keine Gas- und Staubwolke wie beispielsweise der
Orionnebel ist, sondern um eine riesige Galaxie, nämlich unsere
Nachbarmilchstraße. Mit etwa 500 Milliarden Sonnen ist sie
sternenreicher als unsere eigene Milchstraße. Fast drei Millionen
Jahre ist das Licht ihrer Sterne zu uns unterwegs. Damit ist die
Andromedagalaxie das fernste Objekt, das man noch freiäugig erkennen
kann. Unser Milchstraßensystem und die Andromedagalaxie nähern sich
einander und werden in rund fünf Milliarden Jahren zu einer
überdimensionalen elliptischen Galaxie verschmelzen.

Hoch über unseren Köpfen ist das Himmels-W zu sehen, das Sternbild
der Kassiopeia. Die mittlere Spitze des W deutet ungefähr in Richtung
Polarstern. Südlich von Andromeda und Pegasus stößt man auf das
kleine, aber markante Sternbild des Widders sowie auf das ausgedehnte
Sternbild der Fische. Es setzt sich nur aus lichtschwachen Sternen
zusammen. Tief am Südhimmel nimmt der Walfisch seinen Platz ein. Der
Walfisch setzt sich ebenfalls nur aus lichtschwachen Sternen zusammen
und ist schwierig auszumachen.

Im Walfisch taucht im November ein Stern auf, der in den letzten
Monaten nicht zu sehen war. Im Dezember wird er noch heller und
leichter zu erkennen. Er wird Mira Ceti genannt, der wundersame Stern
im Walfisch. Cetus ist die lateinische Bezeichnung für das
Meeresungeheuer, das weder ein Wal noch ein Fisch im zoologischen
Sinn ist.

Entdeckt wurde Mira, auch Omikron Ceti genannt, vom ostfriesischen
Landpfarrer David Fabricius im Jahre 1596. Ihm war ein Stern im
Walfisch aufgefallen, den er vorher nie gesehen hatte. Nach etlichen
Wochen verschwand der Stern wieder, um Monate später erneut zu
erscheinen. Fabricius nannte ihn deshalb Mira Stella Ceti, was
verwunderlicher Stern im Walfisch heißt. Heute weiß man, dass Mira
ein pulsierender, roter Überriesenstern ist, mit einer Periode von
332 Tagen. Nur im Helligkeitsmaximum ist er mit bloßen Augen zu
sehen. Rund 400 Lichtjahre trennen uns von Mira Ceti.

Am Osthimmel hat der Aufmarsch der Winterbilder begonnen. Auffallend
sind Stier und Zwilling. Tief im Südosten ist Orion, der Himmelsjäger
erschienen. Er ist das Leitsternbild des Winters. Hoch im Nordosten
leuchtet die helle, gelbliche Kapella, Hauptstern des Fuhrmanns.

Die Sonne wandert am absteigenden Ast ihrer Jahresbahn und nähert
sich dem Winterpunkt, den sie im nächsten Monat erreicht. Am 22.
tritt sie vormittags in das Tierkreiszeichen Schütze. Einen Tag
später wechselt sie nachmittags aus dem Sternbild Waage in das des
Skorpions. Sie bleibt nur eine Woche im Skorpion. Schon am 30.
überschreitet sie die Grenze zum Ophiuchus, dem Schlangenträger. Die
Mittagshöhen der Sonne nehmen um gut sieben Grad ab, die Tageslänge
schrumpft um eine Stunde und zwanzig Minuten.