Gewalt in der Pflege - Präventionsprojekt gestartet

Schwerin (dpa/mv) - Gewalterfahrungen gehören nach den Worten von
Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) zum Pflegealltag. Die Techniker
Krankenkasse und die Universität Lübeck haben am Donnerstag in
Schwerin gemeinsam ein Projekt zur Gewaltprävention in Pflegeheimen
gestartet, teilte das Sozialministerium mit. Gewalt in der Pflege
umfasst demnach alles, wo Pflegebedürftigen und Pflegekräften Schaden
oder Leid zugefügt wird.  

Dem Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) zufolge wird aus
stationären Pflegeeinrichtungen am häufigsten von psychischer
Misshandlung, pflegerischer und psychosozialer Vernachlässigung
berichtet, gefolgt von physischer Misshandlung bis hin zu
mechanischer und medikamentöser Freiheitseinschränkung. Sexuelle
Übergriffe wurden nicht berichtet. Einer Erhebung der Hochschule
Fulda zufolge gaben etwa 40 Prozent der Pflegekräfte an, in
irgendeiner Form im Rahmen ihrer Tätigkeit Gewalt ausgeübt zu haben.

Auch wenn Pflegebedürftige besonders gefährdet sind, sind sie doch
nicht die einzigen Opfer von Gewalt in der Pflege, hieß es vom
Ministerium. So könne es in stationären Pflegeeinrichtungen auch zu
Gewalt zwischen Pflegebedürftigen kommen. Selbst die Pflegenden seien
nicht selten Opfer von Gewalthandlungen. So gaben bis zu 63 Prozent
der Pflegekräfte in ambulanter Pflege beziehungsweise in stationärer
Alten- und Behindertenpflege an, bereits Gewalt erfahren zu haben.
«Wir müssen aus der Kultur des Wegsehens gemeinsam mit den
Beschäftigten von Pflegeheimen eine Kultur des Hinschauens
entwickeln», mahnte Drese.