Weniger Fett und Salz: Fertiggerichte sollen gesünder werden

Im Kampf gegen «Dickmacher» mit vielen Kalorien will die
Bundesernährungsministerin die Lebensmittelbranche ins Boot bekommen.
Nun liegt ein Plan vor. Kritiker sind davon aber nicht begeistert.

Berlin (dpa) - Für eine gesündere Ernährung sollen Fertiggerichte wie

Tiefkühlpizza künftig schrittweise mit weniger Fett, Salz und Zucker
auskommen. Auch Portionsgrößen von Produkten sollen kleiner werden,
um Übergewicht gerade bei Kindern zu vermeiden. Das sieht eine
Grundsatzvereinbarung vor, die Bundesernährungsministerin Julia
Klöckner (CDU) mit mehreren Branchenverbänden geschlossen hat. Bis
Jahresende sollen Details erarbeitet werden und dann als Beitrag der
Wirtschaft in eine generelle Strategie der Regierung einfließen.

Klöckner begrüßte die Bereitschaft der Verbände. «Die Wirtschaft

erkennt erstmals an, Teil der Lösung des Problems Übergewicht zu
sein», sagte sie am Dienstag. In den nächsten Wochen müssten nun
konkrete Zielvereinbarungen folgen. Der Grundsatzvereinbarung zufolge
geht es darum, «auf freiwilliger Basis eine möglichst breite
Mitwirkung der Wirtschaftsunternehmen zu erreichen». Belange von
Handwerksbetrieben sollen im Blick behalten werden.

Ein erster Anlauf für eine solche Strategie der alten großen
Koalition hatte heftige Proteste der Branche ausgelöst. Manche
Hersteller setzen aber schon ähnliche Programme um.

Laut Ministerium verpflichtet sich die Ernährungsindustrie, ab 2019
den Gehalt an Zucker, Fetten und Salz in Fertiggerichten schrittweise
zu senken - bis 2025 sollen die gesetzten Ziele dann erreicht sein.

Der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft BLL betonte, es gelte,
die Verbraucher bei der Änderung von Rezepturen mitzunehmen. Eine
Reduktion von Nährstoffen, die nicht nur Geschmacksträger sind,
sondern auch technologische Funktionen bei der Herstellung hätten,
gehe nicht von heute auf morgen, sondern müsse schrittweise erfolgen.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die Pläne und hielt
Klöckner einen «Kuschelkurs» gegenüber der Branche vor. Die
Vereinbarung überlasse es den Unternehmen selbst, welche Zielvorgaben
sie sich setzten, und lasse ihnen dafür auch noch bis 2025 Zeit.

Klöckner sagte, es gelte, die Häufigkeit krankmachenden Übergewichts

und ernährungsmitbedingter Krankheiten zu senken. In Deutschland
seien 43 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der
Kinder übergewichtig. Zu viel Zucker, Fett und Salz erhöhten auch das
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.