WHO beruft wegen Ebola-Ausbruch im Kongo Krisenausschuss ein

Seit Anfang August kämpfen Helfer im Kongo gegen die Ausbreitung des
hoch ansteckenden Ebola-Virus. Die Lage ist aber gefährlich: Kämpfe
von Rebellen behindern die Versorgung der Kranken. Die WHO fürchtet
eine Ausbreitung in Nachbarländer.

Genf/Goma (dpa) - Angesichts der prekären Sicherheitslage und der
hohen Zahl der Ebola-Fälle im Kongo hat die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Mittwoch einen Krisenausschuss
einberufen. Der Ausschuss berät den WHO-Direktor in der Frage, ob die
WHO einen «internationalen Gesundheitsnotfall» ausrufen soll. Dann
könnte die WHO etwa besondere Vorkehrungen im grenzüberschreitenden
Verkehr empfehlen, wie eine WHO-Sprecherin am Dienstag in Genf sagte.

Nötig seien die Beratungen, weil die Sicherheitslage in der Region im
Osten des Landes immer prekärer werde, sagte die Sprecherin. Die Zahl
der Neuansteckungen gehe nicht zurück. Die Bevölkerung begegne den
Helfern, die aufklären und impfen wollen, zudem teils feindselig. Wie
die WHO früher berichtete, ist diese Haltung möglicherweise auf ein
Misstrauen in dieser Region gegenüber der Zentralregierung
zurückzuführen, mit der die WHO zusammenarbeitet.

Die WHO hat rund ein Dutzend Experten zu der telefonischen
Lagebesprechung mit WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus
eingeladen. Tedros hatte den Ausschuss im Mai schon einmal nach einem
Ebola-Ausbruch andernorts im Kongo einberufen. Seinerzeit hielten die
Experten keine verschärfenden Maßnahmen für notwendig. Der
Ebola-Ausbruch wurde Ende Juli für beendet erklärt.

Dieses Mal tauchten die ersten Fälle Anfang August aber in einem
Gebiet im Osten auf, in dem seit Jahren Rebellengruppen kämpfen. Es
liegt zudem an der Grenze. Die WHO hat Sorge, dass die gefährliche
Krankheit sich in Zentralafrika ausbreiten könnte. In Gefahr seien
neun Länder, darunter Ruanda, Burundi, Uganda und Südsudan.

Nach neuesten WHO-Angaben sind in der Region bereits 130 Menschen
gestorben. Das kongolesische Gesundheitsministerium geht davon aus,
dass sich bislang insgesamt mehr als 200 Menschen wahrscheinlich
angesteckt haben. Mehr als 50 Erkrankte wurden wieder gesund. 15 000
Menschen wurden nach WHO-Angaben geimpft.

Der Ebola-Ausbruch ist bereits die zehnte Epidemie im Kongo seit der
Entdeckung der Krankheit dort in den 1970er-Jahren. Das Ebola-Virus
gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Bei einer
Epidemie 2014/2015 starben in Westafrika mehr als 11 000 Menschen.
Infizierte Patienten können das Virus leicht übertragen. Forscher
vermuten, dass sich Menschen zu Beginn einer Epidemie über den
Verzehr von Wildtieren wie Fledermäusen anstecken.