Ausstellung über Fotopostkarten aus Lazaretten des Ersten Weltkriegs

Selfies waren vor 100 Jahren noch unbekannt. Um ihren Angehörigen ein
Lebenszeichen zu geben, ließen sich im Ersten Weltkrieg verwundete
Soldaten im Lazarett fotografieren. Feldpostkarten dieser Art sind
nun in einer Hamburger Ausstellung zu sehen.

Hamburg (dpa/lno) - Knapp 100 Jahre nach dem Ende des Ersten
Weltkriegs eröffnet das Medizinhistorische Museum Hamburg am Freitag
eine Ausstellung über Feldpostkarten aus den Lazaretten. Zu sehen
sind Postkarten mit Patientenfotos. Wie das Universitätsklinikum
mitteilte, ließen sich Verwundete häufig von kommerziellen Fotografen
im Krankenbett ablichten. Diese verkauften ihnen die Fotos als
Postkarten, die die Soldaten als Lebenszeichen an ihre Angehörigen
schickten. Zentrale Botschaft sei gewesen: «Ich lebe noch.» Die von
der Künstlerin Katrin Mayer gestaltete Ausstellung trägt darum den
Titel «Lebenszeichen».

Die Fotos zeigten ein idealisiertes Bild, der verwundete Soldat werde
als genesender und gut umsorgter Patient dargestellt. Die Realität
des Krieges sei gleichwohl unübersehbar. Es handele sich um
herausragende Zeugnisse der Medizingeschichte. Die Ausstellung wird
ergänzt um weitere Exponate, die neben den medizinischen auch soziale
und kulturelle Aspekte der Krankenversorgung zeigen. Zugleich werde
die «Lazarettstadt» Hamburg in den Blick genommen. Verwundete wurden
damals nicht nur in den Kliniken auch in anderen Gebäuden wie der
Kunstgewerbeschule Lerchenfeld (Uhlenhorst), der Volksschule
Erikastraße (Eppendorf) oder dem Staatlichen Technikum, der späteren
Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW, behandelt.

Im Begleitprogramm zu der Sonderausstellung gibt es mehrere Vorträge.
Unter anderem soll aus Aufzeichnungen von Ärzten, Krankenschwestern
und Verwundeten gelesen werden. «Erst das Lazarett zeigt, was Krieg
ist» - so lautet das Motto der Lesung. Die Sonderausstellung geht bis
Ende Januar.