Debatte um IOC-Athletenerklärung: «Nicht das Ende der Reise» Von Martin Beils und Denis Düttmann, dpa

Das Internationale Olympische Komitee verabschiedet seine
Athleten-Erklärung. Viele Sportler hatten das Zustandekommen
kritisiert, sie fühlten sich überrollt. Eine der Autorinnen will
diesen Katalog der Pflichten und Rechte weiterentwickeln.

Buenos Aires/Berlin (dpa) - Im neuen IOC-Katalog der Rechte und
Pflichten der Athleten geht es um Sport ohne Diskriminierung etwa
nach Hautfarbe, Religion, Alter oder Geschlecht. Um Sport ohne Doping
und Manipulation. Das Internationale Olympische Komitee hat sich in
seiner am Dienstag in Buenos Aires einstimmig verabschiedeten
Athleten-Erklärung an Menschenrechten orientiert und sie im Sinne der
Sportler verankert. Wer kann etwas dagegen haben? Die Ansichten und
Meinungen von 4200 Topsportlern aus 190 Nationen seien laut IOC
eingeflossen. IOC-Athletensprecherin Kirsty Coventry (Simbabwe) war
«wirklich stolz, auf das, was wir erreichten haben».

Alles gut also? Mitnichten! Gegen die Erklärung hatte es im Vorfeld
Widerstand aus Sportlerkreisen gegeben. Athletenvertreter und
Menschenrechtsorganisationen hatten vor der Vollversammlung in
Argentinien nachdrücklich an das IOC appelliert, die Erklärung nicht
im Hau-Ruck-Verfahren durchzudrücken. Sie sahen die Masse der
Sportler beim Zustandekommen nicht ausreichend repräsentiert.
Außerdem kritisierten sie, dass der Text erst zu Beginn dieser Woche
veröffentlicht wurde. Sie fühlten sich überrollt.

Lenka Dienstbach-Wech (42), die zu den Autorinnen der Erklärung
gehörte, sagte im Interview der «Frankfurter Allgemeinen
Zeitung»: «Überrascht hat mich die sehr ablehnende Haltung.» Die

ehemalige Ruderin, die als Unfallchirurgin in Frankfurt/Main
arbeitet, regte an, die Erklärung «mindestens alle vier Jahre» zu
überarbeiten: «Es ist zwingend, dass wir mit allen Beteiligten,
hauptsächlich mit den Athleten, weiter daran arbeiten und
nachbessern, wenn es notwendig ist. Dies ist nicht das Ende der
Reise.» Die Sportler wollen mitgenommen werden.

Der Verein Athleten Deutschland steht für das gewachsene
Selbstbewusstsein der Sportler und die Forderung nach mehr
Mitsprache, wie sie in der Debatte um die IOC-Erklärung entbrannt
ist. Ein Jahr nach seiner Gründung als Interessengemeinschaft der
Aktiven außerhalb des Deutschen Olympischen Sportbundes etabliert
sich der Verein. Die Koalitionspolitiker im Sportausschuss des
Deutschen Bundestags wollen den Verein jedenfalls weiter fördern. In
ihrer Sitzung am Dienstag beantragten die Sportpolitiker von Union
und SPD, für den Verein 450 000 Euro im Bundeshaushalt 2019
bereitzustellen. «Wir setzen damit das Signal, dass für uns bei der
Reform des Spitzensports die Athleten im Mittelpunkt stehen», sagte
die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag (SPD) der Deutschen
Presse-Agentur.