Trotz Widerstands der Sportler: IOC billigt Athleten-Erklärung

Die Athleten sind das Herz der olympischen Bewegung. Eine Deklaration
soll sie nun vor Missbrauch, Doping und Diskriminierung schützen. Bei
der Ausarbeitung des Dokuments fühlen sich viele Sportler allerdings
übergangen.

Buenos Aires (dpa) - Entgegen der Kritik zahlreicher Athleten hat das
Internationale Olympische Komitee (IOC) bei seiner Versammlung in
Buenos Aires die umstrittene Erklärung über die Rechte und Pflichten
der Sportler (Athletes Declaration) gebilligt. Die IOC-Mitglieder
nahmen das Dokument am Dienstag einstimmig an.

Die Erklärung war von der IOC-Athletenkommission ausgearbeitet
worden. Das Dokument soll die Sportler vor Missbrauch, Doping und
Diskriminierung schützen. Dennoch regte sich kurz vor der
IOC-Versammlung in Buenos Aires Widerstand gegen die Erklärung.
Bemängelt wurde vor allem, dass die breite Masse der Profisportler
nicht angehört wurde.

Athletenvertreter und Menschenrechtsorganisationen appellierten an
das IOC, die Athletencharta nicht im Hau-Ruck-Verfahren
durchzudrücken. «Wir unterstützen die Idee hinter der Initiative,
haben aber einige Bedenken bezüglich der Verabschiedung des
Dokuments», hieß es zuletzt in einer gemeinsamen Erklärung mehrerer
Sportlergremien, darunter der Athletenkommission des Deutschen
Olympischen Sportbunds (DOSB).

In der bisherigen Fassung gewähre die Erklärung den Sportlern nicht
ausreichenden Schutz, hieß es in dem Schreiben an IOC-Präsident Bach.
Zudem sei unklar, wie Verletzungen der Rechte sanktioniert würden.
«Wir, die Athleten, die so viel für den Sport geopfert haben, bitten
darum, dass eine Erklärung aufgesetzt wird, die uns schützt, der wir
vertrauen und die wir unterstützen können», schrieben die Sportler.

Die Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes, Claudia Bokel, die von
2012 bis 2016 der IOC-Athletenkommission vorsaß, sagte dazu im
ZDF-Morgenmagazin am Dienstag: «Zumindest gibt es Athletinnen und
Athleten und auch Athletenkommissionen, die sagen: Wir würden da gern
mitreden, aber wir haben nicht das Gefühl, dass unsere Stimme gehört
wird.»

Max Hartung, Athletensprecher im Deutschen Olympischen Sportbund,
sagte ebenfalls im ZDF: «Ich denke, das ist ein grundsätzlicher
Trend, den das IOC gerade wahrnimmt und den es gar nicht aufhalten
kann.»

Die IOC-Athletenkommission hat 20 Mitglieder, darunter die
Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann aus Köln. Den Vorsitz hat seit
den Winterspielen im Februar in Pyeongchang die frühere Schwimmerin
Kirsty Coventry aus Simbabwe inne.