Apotheker wollen Versandhandel rupfen - klares Wort Spahns gefordert

München (dpa) - Die deutschen Apotheker haben die große Koalition
aufgefordert, das versprochene Verbot des Versandhandels mit
verschreibungspflichtigen Medikamenten umzusetzen. Die von
Online-Apothekern im europäischen Ausland gewährten hohen Rabatte
gefährden nach Angaben der Apothekerverbände die Wirtschaftlichkeit
vieler deutscher Apotheken. Notwendig sei eine juristisch
wasserdichte Lösung, damit Medikamente überall gleich viel kosteten,
sagte Friedemann Schmidt, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände (Abda), am Dienstag in München.

Am Mittwoch beginnt dort der diesjährige Apothekertag. Die
Verbandsvertreter erhoffen sich ein klares Wort von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Im Koalitionsvertrag
haben Union und SPD zugesagt, sich für ein Verbot des Versandhandels
mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln einzusetzen.

Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2016
sind Online-Versandapotheken in der EU nicht mehr an die deutsche
Preisbindung bei Medikamenten gebunden. «Die typische Apotheke bringt
einen Ertrag von 70 000 bis 80 000 Euro im Jahr», sagte Schmidt. Ein
Ertragsverlust von 20 000 bis 30 000 Euro bedeute das Aus.

Druck macht auch die CSU. «Jetzt ist eine zügige Umsetzung dieser
Vereinbarung wichtig, denn nur so kann die wirtschaftliche
Benachteiligung deutscher Apotheken gegenüber ausländischen
Versandapotheken beendet (...) werden», sagte die bayerische
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).