Forscher: Von der industriellen- zur Nachhaltigkeitsrevolution

Augsburg (dpa) - Mit deutlichen Worten warnt einer der weltweit
führenden Klimaforscher, Hans Joachim Schellnhuber, vor einem
Weiterwirtschaften wie bislang. «Wir sind momentan dabei, uns aus der
Umwelt herauszukatapultieren, welche die menschliche Zivilisation
überhaupt ermöglicht hat», sagte der Leiter des Potsdam-Instituts f
ür
Klimafolgenforschung der «Augsburger Allgemeinen» (Samstag) mit
Verweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse. «Die Natur wird uns immer
wieder und immer öfter daran erinnern, dass wir sie aus dem
Gleichgewicht bringen.» Wichtig sei eine Wende.

«Wir dürfen uns nicht von Lobbyismus, kurzfristigem Optimierungswahn
und Betriebsblindheit daran hindern lassen, die notwendige
Transformation anzugehen. Was früher die industrielle Revolution war,
ist jetzt eben die Nachhaltigkeitsrevolution», sagte der 68-Jährige.
Die Menschen auf der Erde müssten selbst wenn es kein Klimaproblem
gäbe, in diese Richtung gehen. «Aber wegen der sich beschleunigenden
Erderwärmung sollten wir diese zivilisatorische Erneuerung eben um
100 Jahre vorziehen. Das ist ein sportliches, aber zugleich
faszinierendes Projekt.»

Einige wenige Menschen behaupteten zwar etwas anderes, «doch die
Naturgesetze gelten überall, mit der Konsequenz, dass wenn wir das
Kohlendioxid in der Atmosphäre stetig erhöhen - und das geschieht ja
massiv - sich die Erde erwärmt.» Gleichzeitig bleibt Schellnhuber
optimistisch. «Es gibt unter den Menschen immer auch die
Komplizenschaft der Untätigkeit - der eine zeigt auf den anderen, und
es geschieht nichts. Manchmal passiert aber auch das Gegenteil, dass
immer mehr Leute Teil einer guten Geschichte sein wollen. Und dass
die Politik auf den Zug aufspringt, wenn sich die öffentliche Meinung
dreht.» Nach dem Reaktorunglück in Fukushima sei es Bundeskanzlerin
Angela Merkel auch gelungen, aus der Kernenergie auszusteigen.