Erfrischung aus der Dose - Wasser-Sprays gefragt, aber umstritten Von Vanessa Schweikert, dpa

Wassersprays sind in diesem Sommer begehrt. Doch wie bekommt das der
Umwelt - und wie der Gesundheit?

Karlsruhe (dpa) - Bahnfahren im Sommer kann schweißtreibend sein.
Etwas Erfrischung kann da nicht schaden. Früher griffen ältere Damen
dann vorzugsweise zu Kölnisch Wasser. Ihre Enkel haben statt Flakons
heute eher Spraydosen im Gepäck. Ob Wasser-, Aqua- oder Wohlfühlspray
- die Erfrischung aus der Dose ist bei vielen im Hitzesommer 2018
angesagt. Doch was Verkäufer von Drogeriewaren freut, treibt anderen
die Zornesfalten auf die Stirn.

«Aus Sicht der Ressourcenschonung ist dies kein sinnvolles Produkt,
da die Verpackung materialintensiv ist», sagt die wissenschaftliche
Mitarbeiterin des Umweltbundesamtes, Sonia Grimminger. Nasse Tücher
in den Nacken legen, mit der Zeitung wedeln oder sich mit dem Fächer
Frischluft verschaffen - das geht auch. Eine Pforzheimer Studentin
sagt: «Ich finde Aquasprays unnötig und überteuert. Zudem sind sie

extrem umweltbelastend.»

Viele andere schwören dagegen auf den Frischekick aus der Dose, der
mal nach Kokos, Melone oder Litschi duftet - oder auch nach nichts.
Nach einer YouGov-Umfrage kühlen sich zwölf Prozent der Erwachsenen
in Deutschland im Kampf gegen die Hitze mit solchen Sprays ab.

Beim Drogeriemarkt dm treibt dieser Sommer die Nachfrage nach solchen
Produkten an. «Durch die hohen Temperaturen kommt es aktuell zu
besonders großem Andrang», sagt eine Sprecherin. Das gleiche
beobachtet man beim Konkurrenten Rossmann: «Aktuell entwickeln sich
die Wassersprays überdurchschnittlich gut», sagt ein Sprecher.

Ab 1,50 Euro ist der künstliche Wassernebel im Schnitt bei Drogerie-
und Supermärkten zu haben. Auch Mineralwasserhersteller bieten
«Quellwasser»- oder «Wohlfühl»-Sprays an. Meist etwas teurer. In
den
Onlineshops der beiden Drogisten schwärmen die einen von der kleinen
«Klimaanlage», für andere ist es schlicht «mehr Müll für die We
lt».

Mancher plädiert deshalb für eine alternative Abkühlung: eine
wiederverwendbare Sprühflasche mit Wasser. Das ist zum einen
günstiger und, wie Umweltexpertin Grimminger betont, auch
umweltverträglicher. «Werden diese häufig wiederverwendet, können
unnötige Verpackungsabfälle vermieden werden.»

Für den Selfmade-Sprühnebel eignet sich auch Mineralwasser mit
Kohlensäure gut, meint die Abteilungsleiterin für Lebensmittel und
Ernährung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Christiane
Manthey. Dabei sollte man aber unbedingt darauf achten, dass das
Wasser täglich gewechselt und der Behälter regelmäßig gereinigt wir
d.
Sonst droht Verkeimung.

Wegen einer möglichen Gesundheitsgefahr durch Keime sind für den
Vorsitzenden der Ärzteschaft Stuttgart, Markus Klett,
wiederbefüllbare Flaschen sogar die schlechtere Lösung: «Das kann bis

hin zu Bronchialinfektionen führen.» Deshalb plädiert er eher für d
ie
Produkte aus der Drogerie.

Doch ob Hausgemachtes oder Gekauftes - beides im Überfluss zu
verwenden ist aus Sicht des Mediziners nicht ratsam. Die Haut ist ein
empfindliches Organ. Ständige Verdunstungskälte könne zum Austrocknen

führen, was den Mensch anfälliger für Infektionen mache.

Duft- und Konservierungsstoffe in gekauften Sprays können außerdem
Allergien auslösen. Vor allem Diabetiker, Ältere und Menschen mit
chronischen Atemwegserkrankungen oder mit Durchblutungsstörungen wie
Raucher sollten natürliche wie industrielle Wassersprays deshalb
selten verwenden, rät Arzt Klett.