Sauna, Garten, schreiben: Was machen eigentlich die Ex-Minister? Von Teresa Dapp, dpa

Ein Bundesministerium zu leiten, ist ein stressiger Job. Aber Füße
hochlegen und erst mal entspannen liegt nicht allen, die dieses Amt
abgeben. Was machen die ehemaligen GroKo-Minister, die seit März
offiziell «a.D.» sind?

Berlin (dpa) - Es gibt kein Patentrezept für die Zukunft von
Bundesministern außer Dienst. Die einen treten in die zweite oder
dritte politische Reihe zurück, manche widmen sich ganz dem
Privatleben. Die anderen melden sich gern, laut und oft zu Wort oder
streben weitere Posten an. Ein Überblick über diejenigen aus dem
Kabinett «Merkel III», die seit ein paar Monaten mit Amtsbeginn der
neuen Bundesregierung nicht mehr mitregieren - jedenfalls nicht mehr
vom Ministerschreibtisch aus.

SIGMAR GABRIEL: Er war Vizekanzler und SPD-Chef, erst Wirtschafts-,
dann Außenminister. Aus den Schlagzeilen ist Sigmar Gabriel seitdem
nicht verschwunden. Einerseits meldet der 58-Jährige sich gern zu
allem Möglichen zu Wort und schreibt für Zeitungen des Medienhauses
Holtzbrinck über «aktuelle politische Fragen». Andererseits will
Gabriel künftig die Nicht-Regierungsorganisation International Crisis
Group beraten sowie Vorträge halten - unter anderem an der
US-Elite-Uni Harvard. 2019 wird er außerdem in den Verwaltungsrat des
neuen Zugkonzerns von Siemens und Alstom wechseln. Und dann sind da
natürlich noch die kleinen Töchter Marie und Thea. Mit der Familie
war Gabriel zuletzt im Wohnmobil in Schweden unterwegs.

THOMAS DE MAIZIERE: Sein Innenministerium ging in der neuen großen
Koalition von der CDU an die CSU - und Thomas de Maizière musste das
Kabinett verlassen. Auf «Ratschlag mehrerer Freunde und ehemaliger
Kollegen», denen es auch mal so ging, wolle er zunächst keine
herausgehobenen Funktionen übernehmen, teilt sein Bundestagsbüro mit.
Auch zu innenpolitischen Themen wie dem Asylstreit äußere er sich
bewusst nicht. Der 64-Jährige nutze die Zeit für seine Aufgaben als
Parlamentarier und um «seinen Lebensrhythmus an die neuen
Gegebenheiten anzupassen». Außerdem ist er Honorarprofessor für
Staatsrecht und Staatswissenschaften der Uni Leipzig.

BRIGITTE ZYPRIES: Die Ex-Justizministerin sprang im Januar 2017 als
Wirtschaftsministerin für Gabriel ein. Mit der Bundestagswahl schied
die SPD-Politikerin aus dem Parlament aus. Ihre Erfahrung nutzt die
64-Jährige aber noch: Sie berät nach eigenen Angaben ohne Bezahlung
«einige wenige Gründer und Gründerinnen» zu Fördermitteln und
regulatorischen Anforderungen. Außerdem ist sie Schirmherrin des
Vereins Masifunde, der sich in Deutschland und Südafrika für Bildung
einsetzt, und engagiert sich in einem Mädchenwohnprojekt bei der
Arbeiterwohlfahrt und beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands.

CHRISTIAN SCHMIDT: «Wer sich über die Politik allein definiert, über

sein Amt definiert, der ist ein armer Kerl», sagte Christian Schmidt
zum Abschied aus dem Landwirtschaftsministerium. An Ersatz-Aufgaben
fehlt es ihm nicht: Der 60-Jährige sitzt im Bundestag und ist unter
anderem Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CSU
und Präsident der sicherheitspolitisch engagierten Deutsch
Atlantischen Gesellschaft. Außerdem bringt er sich seinem Büro
zufolge in der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung ein.

BARBARA HENDRICKS: Die 66-Jährige sagte ganz offen, dass sie gern
weitermachen würde im Umweltministerium - aber daraus wurde nichts.
Nun ist sie Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags und im
Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Im
Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist sie für «nachhaltige
Entwicklung und globale Verantwortung» zuständig. Aus ihrem Büro
heißt es zudem: «Darüber hinaus freut sich Frau Hendricks, dass sie
nun ab und an Zeit für einen Saunabesuch hat.»

HERMANN GRÖHE: Auch der ehemalige Gesundheitsminister hätte gern
weitergemacht. «Aber ein Ministeramt ist ein Amt auf Zeit», sagte der
57-Jährige - und ist nun weiterhin ganz gut beschäftigt: als
Vize-Chef der Unionsfraktion, als Beauftragter seiner Fraktion für
Kirchen und Religionsgemeinschaften, als Vize-Vorsitzender der
Konrad-Adenauer-Stiftung - eine «Herzensangelegenheit», heißt es in
seinem Büro - und als Mitglied der neuen Rentenkommission.

ANDREA NAHLES: Arbeitsministerin ist die 48-Jährige nicht mehr, im
Rampenlicht steht sie jetzt vielleicht sogar noch mehr - als Chefin
der SPD und der SPD-Fraktion im Bundestag. Dass sie nicht
gleichzeitig auch noch ein Ministeramt im schwarz-roten Kabinett hat,
ist Absicht. So kann Nahles nämlich leichter gegen CDU und CSU
austeilen, sie soll das Profil der Sozialdemokraten wieder schärfen.

ALEXANDER DOBRINDT: Der frühere Verkehrsminister sitzt zwar nicht
mehr im Kabinett, ist aber in der ersten politischen Reihe geblieben.
Als Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, also dem CSU-Teil der
Unionsfraktion, gehört der 48-Jährige zum engsten Führungskreis der
Christdemokraten und fällt nicht nur beim Thema Asylpolitik mit
provozierenden Äußerungen auf.

JOHANNA WANKA: Zum Abschied sagte die frühere Bildungsministerin der
«Frankfurter Rundschau»: «Jetzt mache ich zunächst mal ausgiebig
Sachen, die mir Spaß bereiten.» Nämlich Zeit für Kinder und zwei
Enkeltöchter, den Anbau von Gemüse und alten Obstbaumsorten, aber
auch kulturelles ehrenamtliches Engagement. Nun berichtet die
67-Jährige, dass sie schon noch Vorträge halte und öffentlich
unterwegs sei - «aber immer nach der Vorgabe: Was macht wirklich
Spaß?» Sie genieße es, wieder selbst über ihren Tagesablauf bestimm
en
zu können.