Altenpflege-Anbieter dringen auf mehr ausländische Fachkräfte

Damit Pflegebedürftige in der alternden Gesellschaft gut betreut
werden, soll mehr Geld fließen - doch woher kommen dringend gesuchte
Mitarbeiter? Aus dem Arbeitgeberlager kommen nun eigene Vorschläge.

Berlin (dpa) - Im Kampf gegen die Personalnot in der Pflege fordern
private Altenpflege-Anbieter eine Offensive für Weiterbildung und
mehr ausländische Fachkräfte. In einem Pilotprojekt sollten vom Bund
koordiniert in zwei Jahren bis zu 15 000 qualifizierte Mitarbeiter
aus dem Ausland gewonnen werden, schlug der Arbeitgeberverband Pflege
(AGVP) am Donnerstag in Berlin vor. Wer binnen sechs Monaten als
Fachkraft anerkannt sei und einen Arbeitsvertrag habe, müsse dann
auch ein Bleiberecht in Deutschland erhalten.

Daneben sollten 15 000 bisherige Pflege-Hilfskräfte weitergebildet
werden. So könnten die von der großen Koalition angestrebten 13 000
zusätzlichen Stellen in der Altenpflege zügig besetzt werden. Ein
solches Programm dürfte rund 36 Millionen Euro kosten.

Insgesamt sind in der Alten- und Krankenpflege 35 000 Stellen für
Fachkräfte und Helfer offen. Die Bundesregierung hat deswegen auch
eine «Konzertierte Aktion» für mehr Pfleger gestartet. Arbeitgeber
und Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Kirchen, Krankenkassen und
Betroffenenverbände sollen dabei bis Mitte nächsten Jahres Vorschläge

erarbeiten, wie der Beruf attraktiver werden kann.

Der Arbeitgeberverband, der nach eigenen Angaben die umsatzstärksten
privaten Altenpflege-Unternehmen mit 40 000 Beschäftigten vertritt,
warnte zugleich vor Kostensteigerungen durch Pläne der Politik. Die
Koalition will durchsetzen, dass in der Pflege mehr Tarifverträge
gelten. Wenn man mehr Personal und bessere Bezahlung wolle, drohten
Steigerungen der monatlich von den Betroffenen selbst zu zahlenden
Kostenanteile. Pflege müsse für die Familien aber bezahlbar bleiben.

Wenn die Politik eine Absicherung nach unten auch für Fachkräfte
erreichen wolle, könnte dies über eine Kommission geregelt werden,
die schon einen Mindestlohn für Pflege-Hilfskräfte bestimmt hat.
Diese Untergrenze soll bis 2020 auf 11,35 Euro pro Stunde im Westen
und 10,85 Euro im Osten steigen. Dies liegt über dem allgemeinen
gesetzlichen Mindestlohn, der bis 2020 auf 9,35 Euro steigen soll.

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer sprach sich für einen Einsatz von
Pflegerobotern vor allem in der Altenpflege aus und forderte die
Bundesregierung zu Modellprojekten auf. Sie könnten Pflegekräfte im
Krankenhaus und Altenheim entlasten, aber nicht ersetzen, sagte er
der Deutschen Presse-Agentur. Einsatzmöglichkeiten könnten zum
Beispiel autonom fahrende Wagen sein, die Pflegeutensilien zum
Pfleger oder eine Blutprobe ins Labor bringen können. Auch fürs
Anheben von Patienten gebe es bereits technische Lösungen.