Studie: Komplizierte Bauch-OPs in Kliniken unterschiedlich gut

Eine erweiterte Bauchschlagader kann gefährlich werden, wenn sie
plötzlich platzt. Jährlich werden einige Tausend Patienten deshalb
operiert - die Qualität geht laut einer Studie aber auseinander.

Berlin (dpa) - Bei planbaren komplizierten Operationen sind die
Erfolgsaussichten für die Patienten einer Analyse der Barmer
Krankenkasse zufolge in deutschen Kliniken nicht überall gleich gut.
Die Höhe des Sterberisikos bei Eingriffen an einer erweiterten
Bauchschlagader hänge davon ab, wie und wo operiert werde, teilte die
Kasse am Donnerstag nach Ergebnissen ihres «Krankenhausreports» mit.
Künftig sollten die Eingriffe nur noch in zertifizierten Gefäßzentren

oder Kliniken mit vielen Fällen erfolgen, forderte Barmer-Chef
Christoph Straub. Eine flächendeckende Versorgung bliebe trotzdem
gesichert.

An der Bauchaorta wurden 2016 rund 11 400 Menschen über 65 Jahre
operiert, wie es in der Studie heißt. Die Überlebenschancen hingen
dabei zum einen vom angewendeten Operationsverfahren ab. So sei bei
minimal-invasiven Eingriffen das Risiko, an den Folgen zu sterben,
drei Jahre nach der Operation um zwei Punkte geringer (16,4 Prozent)
als bei der offen-chirurgischen Methode (18,4 Prozent).

Bei den Verfahren gebe es aber deutliche regionale Unterschiede. So
seien in Sachsen zwischen 2014 und 2016 fast 86 Prozent der Patienten
minimal-invasiv an der Bauchaorta operiert worden, in Niedersachsen
waren es 69 Prozent und im Saarland 61 Prozent. Eine qualitativ
hochwertige Operation sollte aber nicht vom Wohnort abhängen,
kritisiert der Barmer-Report.

Minimal-invasive Verfahren gelten als schonender, da die Bauchhöhle
nicht geöffnet werden muss. Dabei wird eine durch Draht verstärkte
Prothese (Stent) von innen in die Erweiterung der Aorta eingebracht,
wie die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin

grundsätzlich erläutert. Während die offene Operation immer möglich

sei, eigne sich eine solche Stent-Prothese nur in bestimmten Fällen.
Nachteilig sei zudem eine regelmäßige, oft lebenslange Überwachung.


Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisierte die Studie. Schon
wenige Patienten mit höherem persönlichen Risiko könnten zu solchen
abweichenden Sterberaten führen. Unterschiedliche Operationstechniken
würden je nach medizinischer Notwendigkeit eingesetzt.

Im Barmer-Report heißt es, neben dem OP-Verfahren beeinflusse auch
die Art des Krankenhauses die Überlebenschancen. Speziell
zertifizierte Gefäßzentren und auch Krankenhäuser mit hohen
Fallzahlen für solche Eingriffe schnitten demnach besser ab. Daher
sollten Mindestmengen festgelegt werden, ab denen Krankenhäuser
Vergütungen dafür bekommen sollten. Wenn Leistungen auf qualifizierte
Zentren konzentriert würden, trage das auch dazu bei, dass
Pflegekräfte hoffentlich nicht mehr so oft an die Grenze ihrer
Belastbarkeit kämen, sagte Straub der dpa.

Künftig ist der Barmer zufolge mit mehr Operationen an der
Bauchschlagader zu rechnen, da Männer ab 65 seit Jahresbeginn einen
Anspruch auf eine Beratung und eine kostenlose
Ultraschalluntersuchung hätten.