Zahlen je Behandlungserfolg: Merck-Chef will neue Arznei-Preismodelle

Frankfurt/Darmstadt (dpa) - Der Chef des Darmstädter Pharma- und
Chemiekonzerns Merck, Stefan Oschmann, fordert neue erfolgsabhängige
Bezahlmodelle für Arzneien. Im Gesundheitssystem herrsche noch ein
«altes, überkommenes Denken», bei dem etwa pro Tablette oder
Injektion vergütet werde, sagte Oschmann dem «Handelsblatt»
(Mittwoch). «Ärzte und Kliniken werden dafür bezahlt, was sie tun,
und nicht dafür, was sie erreichen», kritisierte er. Neue Modelle
könnten die Erstattung von Therapien an den Behandlungserfolg bei
Patienten koppeln. «Die Vergütung sollte sich viel mehr daran
orientieren, was dabei herauskommt.»

Gerade in den USA gibt es eine Debatte über hohe Medikamentenpreise.
Präsident Donald Trump hatte internationale Pharmariesen verbal
attackiert. Konzerne wie Pfizer, Novartis, Bayer und Merck hatten
daraufhin dort auf Preiserhöhungen verzichtet. Oschman, der auch
Präsident des europäischen Pharmaverbands Efpia ist, monierte, dass
Medikamente zu Unrecht als Kostentreiber im Gesundheitssystem gälten.
«In Europa sind die Ausgaben für Arzneimittel in den letzten Jahren
nur leicht oberhalb der Inflationsrate gewachsen.»

Erfolgsorientierte Preismodelle für Medikamente könnten der
Pharmabranche bei der Akzeptanz für teure Therapien helfen, bei denen
oft Tausende Euro an Behandlungskosten pro Monat anfallen. Das
Gesundheitssystem wiederum könnte effizienter werden, indem die
Krankenkassen nur die Kosten für wirksame Arzneien übernehmen. Jedoch
sind die Hürden hoch, etwa weil der konkrete medizinische Erfolg
schwer zu messen und der bürokratische Aufwand hoch ist. Oschmann
meinte, der Preis etwa für wirksame Krebsmedikamente müsse sich daran
orientieren, «wie viel besser das Mittel im Vergleich zu bestehenden
Therapieoptionen ist.» Krankenkassen äußerten sich gegenüber dem
«Handelsblatt» zurückhaltend zu dem Vorstoß.