Bangen um Sophia L. - Frauenleiche in Spanien gefunden Von Birgit Zimmermann und Emilio Rappold, dpa

Das Schicksal der vermissten Tramperin Sophia L. aus Leipzig ist seit
Tagen ungewiss. Im Norden Spaniens wird eine Frauenleiche gefunden.
Ist es die gesuchte Studentin?

Leipzig/Madrid (dpa) - Seit mehr als einer Woche bangen Angehörige
und Freunde einer vermissten Tramperin um das Leben von Sophia L.
Doch der Fund einer Frauenleiche im Baskenland deutet auf einen
tragischen Ausgang hin. Spanischen Medienberichten zufolge könnte es
sich bei der Toten um die 28 Jahre alte Studentin aus Leipzig
handeln. Die Ermittler in der sächsischen Stadt teilen am Freitag
jedoch mit: Noch ist nichts sicher. Die Tote sei noch nicht
identifiziert. Ein tatverdächtiger Mann wurde am Dienstag in Spanien
festgenommen.

Der zuständige Untersuchungsrichter in Spanien habe eine Art
Nachrichtensperre zu den Ermittlungen verhängt, sagt ein
Polizeisprecher im nordspanischen Baskenland am Freitag der Deutschen
Presse-Agentur. Die Leiche, die am Donnerstag an einer Tankstelle in
Gemeinde Asparrena in der baskischen Provinz Álava entdeckt wurde,
sei am Freitag von Gerichtsmedizinern untersucht worden. Sie weise
Spuren von Gewalt auf, heißt es.

Die kleine Tankstelle in Spanien liegt an der vielbefahrenen Autobahn
A-1. Der mutmaßliche Täter könnte hier - rund 90 Kilometer nach

Überquerung der spanisch-französisch Grenze - angehalten haben, um
sich der Toten zu entledigen. «An der Tankstelle halten wohl
ständig aus Frankreich kommende oder nach Frankreich fahrende Auto-

und Lastwagenfahrer an, um zu tanken oder etwas zu essen oder zu
trinken zu kaufen. Tagsüber herrscht dort schon Betrieb, nachts
dürfte es dort aber sehr ruhig zugehen», sagt der Sprecher der
baskischen Polizei.

Sophia L. ist seit dem 14. Juni verschwunden. Die Studentin wollte
von Leipzig nach Bayern trampen. Dort kam sie nie an. Die 28-Jährige.
wurde zuletzt gesehen, als sie an einer Tankstelle an der Autobahn 9
nahe dem Leipziger Flughafen in einen Lastwagen gestiegen sein soll.
Die junge Frau stammt aus Amberg in der Oberpfalz (Bayern).

Die Ermittler gehen schon seit Tagen davon aus, dass die Studentin
einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Mit Details halten sich die
Leipziger Behörden jedoch extrem zurück. Ist der Festgenommene
wirklich Fernfahrer? Gibt es Spuren eines Verbrechens in seinem
Lastwagen? Woher stammt er? Auf diese Fragen gibt es keine Antworten.

Am Freitag geben die Fahnder immerhin bekannt, dass die
Staatsanwaltschaft Leipzig die Auslieferung des Verdächtigen
anstrebt. «Ob diese bewilligt ist, wurde auf offiziellem
Rechtshilfeweg bisher nicht mitgeteilt», heißt es. Der Mann soll
indes eine Überstellung an die deutschen Behörden akzeptiert haben.
Die zuständige Richterin am Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid
habe den 41-Jährigen am Freitag vernommen und anschließend gegen ihn
einen Haftbefehl ohne Anrecht auf Freilassung auf Kaution erlassen,
erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus spanischen Justizkreisen.

Der Bruder der vermissten Tramperin hat immer wieder Suchaufrufe über
das Internet verbreitet. Die Situation sei für Familie und Freundin
sehr belastend, erklärt er. Er bat um Sensibilität - und vor allem
darum, dass die Eltern in Ruhe gelassen werden mögen.

Sophia L., frühere Juso-Vorsitzende in Bamberg, ist ihrem Bruder
zufolge häufiger getrampt. Die Tankstelle, an der sie zuletzt gesehen
wurde, ist ein beliebter Rastplatz für Trucker. Anhalter sind in der
Studentenstadt Leipzig auch an anderen Zufahrten zu Bundesstraßen und
Autobahn oft zu sehen. Der 2007 gegründete Tramper-Verein Abgefahren
e.V. zeigt sich bestürzt über das Verschwinden der Studentin. Ein
Sprecher erklärt allerdings zur Sicherheit des Trampens: «Uns sind
seit Bestehen des Vereines keine weiteren Fälle dieser Art in
Deutschland bekannt.»

Bis die Familie von Sophia L. Gewissheit haben wird, wird es noch
dauern. Die spanischen Behörden hätten ein eigenes
Untersuchungsverfahren zu dem Leichenfund im Baskenland eingeleitet,
teilt die Leipziger Staatsanwaltschaft mit. Es könne Tage dauern, bis
aus Spanien «auf offiziellem Weg» Informationen eintreffen.