Aktivist Roisman warnt vor HIV-Ausbreitung in Russland

Jekaterinburg (dpa) - Als unerbittlicher Anti-Drogen-Kämpfer hat sich
Jewgeni Roisman in Russland einen Namen gemacht. Nun warnt der
oppositionelle Ex-Bürgermeister des WM-Spielorts Jekaterinburg vor
einer rasanten Ausbreitung des HI-Virus im Gastgeberland der
Fußball-Weltmeisterschaft. «Mancherorts sind 2 von 100 Einwohnern mit
HIV infiziert», sagte Roisman der Deutschen Presse-Agentur. «An
HIV-Folgen - größtenteils an Tuberkulose - sterben in letzter Zeit in
Russland mehr Menschen als bei Verkehrsunfällen.»

Nach Angaben der Kampagne «Stoppt HIV», die 2016 von Swetlana
Medwedewa, der Frau von Regierungschef Dmitri Medwedew, ins Leben
gerufen worden war, leben 900 000 der 146 Millionen Russen mit dem
HI-Virus. Im Schnitt gebe es jede Stunde zehn Neuansteckungen. Andere
Organisationen gehen von deutlich mehr Infizierten aus.

Roisman hatte 2013 im Wahlkampf überraschend den Kandidaten der
Kremlpartei besiegt. Er war zuvor mit seinem Projekt «Stadt ohne
Drogen» landesweit bekannt geworden. Kritiker werfen ihm vor, dabei
zu rabiaten Maßnahmen gegriffen zu haben, indem er oft auch unter
Gewaltanwendung Abhängige aus der Drogensucht geholt hat. Ende Mai
trat er aus Protest gegen die Abschaffung der Direktwahl in der Stadt
zurück.

Auch im Gebiet Swerdlowsk rund um Jekaterinburg sei HIV ein sehr
akutes Problem, ähnlich sehe es im Spielort Samara sowie in Irkutsk
am Baikalsee und in Saratow an der Wolga aus, sagte Roisman. Das
seien Regionen, in denen bisher verstärkt Heroin konsumiert worden
sei. Die meisten HIV-Neuinfizierten sind arme Menschen oder
Drogenabhängige.

«Die Aufgabe besteht jetzt darin, dass alle Betroffenen behandelt
werden. Bei einer regelmäßigen Therapie geht die allgemeine
Infektionsbelastung stark zurück», sagte Roisman. «Zweitens müsste

man sicherstellen, dass HIV-infizierte Mütter gesunde Kinder zur Welt
bringen. Das ist machbar.»