Gesundheitsminister: Verständliche Patientenbriefe statt Ärztelatein

Wenn Ärzte am Krankenbett stehen, sprechen sie oft Fachchinesisch.
Doch die Patienten sollten verstehen, was getan wird oder welche
Behandlung ansteht. Dazu haben sich die Gesundheitsminister der
Länder etwas einfallen lassen.

Düsseldorf (dpa) - Patienten sollen eine stärkere Position im
Gesundheitssystem bekommen und besser informiert werden. Die
Kommunikation mit den Patienten müsse von allen Beteiligten
verbessert werden, erklärten die Gesundheitsminister der Länder am
Donnerstag nach ihrer Jahreskonferenz in Düsseldorf. Dies müsse auch
einen größeren Stellenwert in der Ausbildung haben, sagte
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU),
der Vorsitzende der Konferenz. Es sei wichtig, «dass die Menschen
verstehen, um was es geht».

Die Gesundheitsminister befürworteten, dass Patienten wichtige
Informationen im Zusammenhang mit Untersuchungen beim Arzt und
Behandlungsempfehlungen nicht nur mündlich erfahren. In einem ersten
Schritt sollen sie nach jedem Krankenhausaufenthalt einen
Patientenbrief erhalten. Diese müssten in verständlicher Sprache
verfasst sein, sagte Laumann. Bislang gibt es bei der Entlassung
zumeist nur den Arztbrief in medizinischer Fachsprache für den
Hausarzt.

Ärzte sollen zudem verpflichtet werden, neutrale Informationen über
Nutzen und Risiken der individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL)
sichtbar in ihren Praxisräumen auszulegen und auf ihren Homepages zu
verlinken. Das Bundesgesundheitsministerium solle dies gesetzlich
regeln, forderten die Länderminister. IGeL-Leistungen wie etwa
bestimmte Ultraschalluntersuchungen oder die Glaukom-Früherkennung
(Grüner Star) muss der Patient in der Praxis selber bezahlen.

Bei Behandlungsfehlern sollen Patienten leichter Schadenersatz oder
Schmerzensgeld erstreiten können. Die Bundesregierung soll prüfen,
wie die Beweislast erleichtert werden kann. Von den Krankenkassen
erwarte man, dass sie ihre Mitglieder in diesen Fragen stark
unterstützten, sagte Laumann.

Auch die geringe Zahl der Organspenden beschäftigte das Gremium.
Bislang muss sich in Deutschland niemand entscheiden, ob er zu einer
Organspende bereit ist oder nicht. Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) befürwortete eine Debatte über eine verbindlichere
Entscheidung. Er verwies auf die 10 000 Menschen, die in Deutschland
auf ein Spenderorgan warten. Laumann sagte über die geltende Lage:
«Was wir jetzt haben, ist ein Recht auf Nichtentscheidung.»

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) wies auf
Potenzial in den Kliniken hin. «Aus den Zahlen der Krankenhäuser
wissen wir, dass aktuell lediglich ein Bruchteil der möglichen
Spenden realisiert wird», sagte sie. Derzeit haben 32 Prozent der
Deutschen einen Organspendeausweis.

Die Aufwendungen in den Krankenhäusern, in denen die Organe für eine
Transplantation entnommen werden, sollten von den Krankenkassen
übernommen werden, empfahlen die Minister. Dies gelte auch für die
Kosten für die Freistellung der Transplantationsbeauftragten. Die
Bundesregierung solle dafür die gesetzlichen Rahmenbedingungen
schaffen.