Jeder vierte in Klinik eingelieferte Patient ist mangelernährt

Kassel (dpa/lhe) - Trotz der Zunahme von Übergewicht in Deutschland
wird auch mangelhafte Ernährung zu einem wachsenden Problem. «Gut 25
Prozent aller stationär in ein Krankenhaus aufgenommenen Patienten
weisen relevante Zeichen einer Mangelernährung auf», sagte Christian
Löser, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für
Ernährungsmedizin (DGEM) am Donnerstag in Kassel zum Start der Tagung
«Ernährung 2018». Ursachen für ungenügende oder falsch
zusammengestellte Nahrung seien soziale Isolation, Armut und schlecht
sitzende Zahnprothesen.

Besonders gefährdet sind laut Löser Krebspatienten, bei denen
Übergewicht und Mangelernährung aufeinander treffen können.
Adipositas begünstigt Krebs, führt aber auch zu Nährstoffmangel.
Jeder zweite Betroffene weise bei der Diagnosestellung schon einen
relevanten Gewichtsverlust auf. «Jährlich sterben allein 20 bis 30
Prozent aller Krebspatienten nicht an ihrer Grunderkrankung, sondern
an den Folgen ihrer Mangelernährung», erklärte der Professor. Diese
sei am Ende auch ein gesellschaftliches Problem. Laut einer
Untersuchung verursache Mangelernährung in der EU 170 Milliarden Euro
Kosten pro Jahr.

In Kassel diskutieren 1500 Ernährungswissenschaftler und -mediziner
noch bis Samstag. Zum Auftakt unterzeichneten die Deutsche
Gesellschaft für Ernährungsmedizin, der Berufsverband Oecotrophologie
und der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner gemeinsam die
sogenannte Kasseler Erklärung. Darin fordern sie unter anderem
Ernährungsmedizin, -beratung und -betreuung in der medizinischen
Ausbildung, in Klinik und Praxis zu etablieren. Ernährungstherapie
müsse auch zu einer definierten Leistung der gesetzlichen
Krankenversicherungen werden.