Sonne, Mond und Sterne im Juli 2018 - Mond weg und Mars ganz nah Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Der Mond ist nicht mehr zu sehen, der Mars dafür so nah wie selten:
Gleich zwei spektakuläre Ereignisse an einem Tag hält der
Sternenhimmel im Juli bereit.

Stuttgart (dpa) - Zwei herausragende astronomische Ereignisse bietet
der Sternenhimmel im Juli: Am 27. findet die längste totale
Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts statt. Am gleichen Tag überholt
die Erde den rötlichen Mars, wobei es zu einer extremen Annäherung an
unseren äußeren Nachbarplaneten kommt. Mars wird dabei zu einem
auffälligen hellen Gestirn, das die gesamte Nacht über sichtbar ist.

Die Vollmondphase tritt am 27. um 22.20 Uhr im Sternbild Steinbock
ein. An diesem Tag erreicht der Mond schon morgens seinen erdfernsten
Bahnpunkt. Ihn trennen dann 406 220 Kilometer von uns. Deshalb sieht
man abends den kleinsten Vollmond des Jahres. Um 20.24 Uhr tritt der
Mond in den Kernschatten der Erde. Von 21.30 bis 23.14 Uhr hält er
sich vollständig dort auf.

Mit einer Stunde und 44 Minuten Totalitätsdauer ist dies die längste
Mondfinsternis im 21. Jahrhundert. Sie wird erst von der
Mondfinsternis am 9. Juni 2123 übertroffen, deren Totalität zwei
Minuten länger dauert. Auch die totale Mondfinsternis vom 16. Juli
2000 war drei Minuten länger als die diesjährige, was die totale
Phase betrifft. Sie war die letzte im 20. Jahrhundert, das am 31.
Dezember 2000 endete.

Mit Austritt des Mondes aus dem Kernschatten der Erde um 0.19 Uhr
endet im Wesentlichen der sichtbare Teil der Finsternis. Der Vollmond
geht am 27. in Deutschland erst nach Beginn der Mondfinsternis auf.
In Berlin erfolgt der Mondaufgang um 20.58, in Hamburg um 21.17, in
Köln um 21.18, in Leipzig um 20.57 und in München ebenfalls um 20.57
Uhr.

Ein wenig südlich des verfinsterten Vollmondes strahlt in einem
rötlichen Licht Mars, der am 27. der Sonne am irdischen Firmament
genau gegenübersteht. Der Astronom spricht von Oppositionsstellung.
Durch die weit südliche Position von Mars im Sternbild Steinbock
sorgt die Erdatmosphäre für eine zusätzliche Rotfärbung - ähnlich
wie
Sonne und Mond bei Auf- und Untergang rötlich verfärbt erscheinen.

Wegen der elliptischen Bahnen von Erde und Mars wird die geringste
Entfernung erst am 31. Juli erreicht. An diesem Tag beträgt die
Marsdistanz nur 57,6 Millionen Kilometer. Dies entspricht etwa einem
Drittel der Entfernung Erde - Sonne. Noch näher kam Mars Ende August
2003 mit nur 55,8 Millionen Kilometer. Erst am 15. September 2035
wird der Rote Planet mit 56,9 Millionen Kilometer wieder in extreme
Erdnähe kommen.

Von Monatsbeginn bis Ende Juli nimmt die Marshelligkeit nochmals
kräftig zu. Mars wird damit zum dominierenden Gestirn des
Nachthimmels. Er leuchtet deutlich heller als Jupiter, der noch in
der ersten Nachthälfte zu sehen ist. Am 1. Juli geht Mars eine halbe
Stunde vor Mitternacht auf. Am Monatsende überschreitet er schon um
halb zehn Uhr abends die südliche Horizontlinie.

Neumond wird am 13. um 4.48 Uhr erreicht. Am gleichen Tag kommt der
Mond mit 357 430 Kilometer in Erdnähe, was wiederum zu Springfluten
und Spannungen in der Erdkruste führt. Außerdem bedeckt der dunkle
Neumond fast ein Drittel der Sonnenscheibe, es ereignet sich eine
partielle Sonnenfinsternis. Sie ist lediglich im Eismeer südlich von
Australien, südöstlichen Gebieten des Indischen Ozeans und
südwestlichen Teilen des Pazifiks sowie in einem schmalen
Küstenstreifen der Antarktis und an der Südostküste Australiens sowie

in Tasmanien zusehen.

Saturn im Sternbild Schütze ist noch bis weit nach Mitternacht zu
beobachten. Die Helligkeit des Ringplaneten nimmt leicht ab. Seine
Untergänge verfrühen sich von 5.14 Uhr am Monatsanfang auf 3.07 Uhr
Ende Juli.

Venus spielt nach wie vor ihre Rolle als Abendstern. Schon bald nach
Sonnenuntergang kann man sie am westlichen Firmament erkennen. Venus
nimmt leicht an Helligkeit zu. Allerdings verkürzt sich ihre
Sichtbarkeitsdauer um rund eine Stunde. Ende Juli geht sie kurz nach
halb elf Uhr abends unter.

Merkur bleibt in unseren Breiten unsichtbar. In südlichen Ländern und
auf der Südhalbkugel ist der flinke Planet zur Monatsmitte in der
Abenddämmerung sichtbar.

Der Fixsternhimmel zeigt nun sommerlichen Charakter. Die
Frühlingssternbilder wie Löwe und Jungfrau sind im Untergang
begriffen. Nur Arktur, der orange Hauptstern des Bootes, steht noch
unübersehbar hoch im Westen. Das Sommerdreieck mit den hellen Sternen
Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler hat den
Südhimmel erobert. Die lichtschwachen Sternbilder Herkules und
Schlangenträger mit der Schlange passieren die Mittagslinie. Knapp
über dem Südhorizont erkennt man einen hellen, roten Stern: Er heißt

Antares und ist der Hauptstern des Skorpions. Dem Skorpion folgt der
Schütze, in dem zurzeit Saturn steht.

Der Große Wagen hat mit seinem Abstieg begonnen. Seine Deichsel zeigt
nach oben, der Wagenkasten hängt nach unten. Das Himmels-W, die
Kassiopeia, beginnt im Nordosten mit ihrem Aufstieg zum Zenit.

Die Erde passiert am 6. in den Abendstunden ihren sonnenfernsten
Bahnpunkt. Ihr Abstand vom Tagesgestirn beträgt dabei 152 Millionen
Kilometer. Anfang Januar sind wir der Sonne fünf Millionen Kilometer
näher.

Die Sonne hat mit ihrem Abstieg zum Herbstpunkt am Himmelsäquator
begonnen. Am 21. verlässt sie die Zwillinge frühmorgens und wechselt
in das Sternbild Krebs. Einen Tag später tritt sie eine Stunde vor
Mitternacht in das Tierkreiszeichen Löwe. Die Tageslänge schrumpft um
eine Stunde, die Mittagshöhe der Sonne nimmt um fünf Grad ab.