Krankenkassen für ausgedehntere Praxis-Öffnungszeiten

Kremmen (dpa) - Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) werben
für ausgedehntere Praxis-Öffnungszeiten abends und am Wochenende,
damit Kassenpatienten leichter an Termine kommen. Ärzte könnten mehr
Sprechstunden zu Zeiten anbieten, in denen sie es bisher nicht tun,
sagte Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandschef
des GKV-Spitzenverbands, am Dienstag im brandenburgischen Kremmen. So
könnte Ärzten zum Beispiel ermöglicht werden, samstags von 7.00 bis
19.00 Uhr Sprechstunden anzubieten statt wie bisher bis 14.00 Uhr.
Dafür seien dann auch Verbesserungen bei der Vergütung vorstellbar.

Die große Koalition plant zur Verkürzung von Wartezeiten, die
vorgeschriebenen Mindest-Sprechstunden für gesetzlich Versicherte von
20 auf 25 pro Woche zu erhöhen. Die Kassen unterstützen dies. Sie
sehen Forderungen der Ärzte nach entsprechend mehr Geld aber «sehr
kritisch», wie von Stackelberg bekräftigte. Da die GKV 90 Prozent der
Bevölkerung versichere, sei auch zu erwarten, dass Ärzte diesen
Patienten den überwiegenden Teil der Sprechstundenzeit zur Verfügung
stellten.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas
Gassen, sagte: «Alle Überlegungen in Richtung zusätzlicher ärztlich
er
Leistung sind absurd, solange schon jetzt 10 bis 20 Prozent der
erbrachten Leistungen nicht bezahlt werden.» Zudem spiele auch bei
jungen Medizinern eine «funktionierende Work-Life-Balance» (ein
ausgewogenes Verhältnis von privaten und beruflichen Interessen) eine
zunehmend wichtigere Rolle - wie in der gesamten Gesellschaft auch.

Offen sind die Kassen für mehr Sprechstunden ohne Anmeldung bei
Fachärzten. Wenn sich Patienten ganz neu oder erstmals seit längerem
an eine Facharztpraxis wenden, seien Anreize denkbar, damit sie nicht
erst so spät einen ersten Termin bekommen wie bisher oft üblich,
sagte von Stackelberg.