Zahl der Hausbesuche von Ärzten geht deutlich zurück

Berlin (dpa) - Ärzte in Deutschland haben in den vergangenen Jahren
deutlich weniger Hausbesuche gemacht. Gab es 2009 noch 30,3 Millionen
Hausarzt-Visiten bei Patienten und 2010 rund 27 Millionen, waren es
2016 nur 25,2 Millionen. Im vergangenen Jahr dürfte es laut einer
Hochrechnung ein weiteres Minus auf 24,6 Millionen Besuche gegeben
haben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine
Linke-Anfrage hervor, über die zuerst das ARD-Hauptstadtstudio
berichtete. Die Zahl der Hausbesuche pro Arzt sank laut den Daten der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung von 2009 bis 2017 von 592 auf 484.

Der Linke-Gesundheitsexperte Achim Kessler sagte, gerade auf dem Land
müssten Menschen auf eine gute Versorgung mit Hausbesuchen vertrauen
können, wenn ihnen kein Arztbesuch möglich sei. «Es sollte
selbstverständlich sein, dass medizinisch notwendige Hausbesuche ohne
Angst vor Rückzahlungsforderungen der Krankenkassen möglich sind.»
Die Rückgänge legten nahe, dass Ärzte auch deswegen vorsichtig mit
Hausbesuchen umgingen, weil ihnen nach Wirtschaftlichkeitsprüfungen
Forderungen auf Honorarrückzahlung entstehen könnten.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einer alarmierenden
Entwicklung. Verlierer seien Pflegebedürftige und Demenzkranke, die
auf den Hausarzt daheim hofften. «Wenn ihnen die Kraft zum
Praxisbesuch fehlt, drohen sie so noch mehr abgehängt zu werden»,
sagte Vorstand Eugen Brysch. Es sei absurd, wenn zu viele Hausbesuche
mit Honorarkürzungen bestraft würden.