Berlin will öffentliche Facharztstellen attraktiver machen

Belin wächst und damit seine Aufgaben. Die Verwaltung sucht massiv
nach Fachkräften. Auch in den Gesundheitsämtern sind viele Stellen
unbesetzt. Jetzt will der Senat gegensteuern.

Berlin (dpa/bb) - Ärzte in den Berliner Gesundheitsämtern sollen
besser bezahlt werden. Das könnte auch helfen, mehr Bewerber für
freie Stellen zu gewinnen. Da Berlin in den vergangenen Jahren stark
gewachsen sei, soll die Zahl der Fachärzte in den Gesundheitsämtern
bis 2021 auf 440 aufgestockt werden, wie Gesundheitssenatorin Dilek
Kolat und Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (beide SPD) am
Mittwoch mitteilten.

Allerdings ist es schwer, Nachwuchs zu finden. Viele Ärzte erwarten
ihre Pensionierung. Und Berufsanfänger erhalten anderswo oft mehr
Geld. Die Gesundheitssenatorin sieht darin einen Grund, warum derzeit
76 Stellen nicht besetzt sind.

Die Bezirke sollen nun auch außertarifliche Verträge mit Bewerbern
abschließen können - unter bestimmten Bedingungen. Gründe dafür
können im Aufgabenspektrum der Stelle liegen, wenn besondere
klinische Erfahrungen notwendig seien oder das Land die Stelle anders
nicht besetzen kann. Die Regelung ist bis Ende 2020 befristet.
Angestrebt wird aber eine Dauerlösung in den Tarifverträgen für
Fachärzte im öffentlichen Dienst, wie Kolat betonte.

Neben der Rekrutierung von Fachpersonal solle das Verfahren aber auch
gute Ärzte in bestehenden Verträgen halten, ergänzte Kollatz-Ahnen.
Hier könnten etwa besonders engagierte Fachärzte mehr Geld bekommen.

«Wir werden den Bezahlwettbewerb nie gewinnen», so der Finanzsenator.
Aber Stellen im öffentlichen Dienst seien aus anderen Gründen
attraktiv. Die Arbeitszeiten seien günstiger, Stellen
familienfreundlicher und die Jobsicherheit höher, so Kollatz-Ahnen.

Fachärzte im öffentlichen Dienst übernehmen wichtige Aufgaben der
öffentlichen Gesundheit, wie die Überprüfung der Hygiene in
Krankenhäusern oder Einschulungsuntersuchungen. Zudem werden sie
eingeschaltet, wenn hoch ansteckende Krankheiten sich ausbreiten.

Auch die Feuerwehr und Polizei beschäftigt Fachärzte. Hier war der
Personalnotstand zuletzt besonders hoch. Bei Feuerwehr und Polizei
sind derzeit 40 Prozent der Stellen nicht besetzt, erklärte die
Gesundheitssenatorin.

Aber auch im psychosozialen Dienst sind sie tätig: Allein 2016 halfen
Fachärzte 43 000 schwer psychisch Kranken, so Kolat. Sie prüfen
beispielsweise, ob von Menschen eine Gefahr für die Öffentlichkeit
ausgeht. Wenn hier Stellen unbesetzt sind, dann drohten Probleme, so
die Gesundheitssenatorin.