Chips, Limo und Bier zu WM-Spielen: Ärzte und Wissenschaftler warnen Von Fabian Nitschmann, dpa

Sport ist gesund - doch die Fußball-Weltmeisterschaft bietet viele
Möglichkeiten, sich von ungesunden Versuchungen verführen zu lassen.
Selbst beim Nachahmen der Profis ist Vorsicht geboten.

Wien (dpa) - Dass die Fußball-Weltmeisterschaft bevorsteht, ist in
jedem Supermarkt zu erkennen. Schwarz-Rot-Gold glänzen in diesen
Tagen viele Lebensmittelverpackungen - überwiegend allerdings die
ungesunder Waren. Fußball-Nuggets, Kekse in Trikotform, die
Mannschaftspackung Burger oder der Elferpack Bierdosen: Während die
deutsche Mannschaft in Russland einen strengen Ernährungs- und
Trainingsplan hat, stehen bei vielen Fans Bratwurst, Chips, Bier und
viele Stunden vor dem Fernseher auf dem Programm.

Wissenschaftler und Ärzte zeigen sich besorgt über mögliche
Gesundheitsfolgen für WM-Zuschauer. So warnte die Medizinische
Universität Wien davor, während der Spiele zu viele zuckerhaltige
Getränke zu trinken. «An manchen Tagen finden drei Spiele statt. Da
lassen sich mit Schorlen statt Limonaden und puren Säften viele
Kalorien sparen», rät die Wiener Ernährungswissenschaftlerin Maria
Wakolbinger. Sie empfiehlt, Softdrinks und Fruchtsäfte zumindest mit
reichlich Wasser zu mischen.

Wer lieber Bier trinken will, steht demnach mit Blick auf die
Kalorien nicht besser da: Ein Liter Bier habe mehr als 400 Kalorien -
was etwa 20 Prozent des täglichen Bedarfs entspreche. Statt satt zu
machen, rege es zudem den Appetit an.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert derweil den
DFB für seine Werbedeals mit McDonald's und Coca-Cola. Der Verband
bezeichnete es als Skandal, dass der DFB sich in seiner Satzung zur
Förderung gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung bekenne und
sich gleichzeitig von den beiden Konzernen sponsern lasse. «Mit
seinem Verhalten trägt der DFB mit dazu bei, dass immer mehr Kinder
und Jugendliche Übergewicht entwickeln, denn ein entscheidender
Faktor für Übergewicht ist neben Bewegungsmangel zu fette und zu sü
ße
Ernährung», sagte Verbandssprecher Josef Kahl. Auch die Brauerei
Bitburger gehört zu den Premium-Partnern des DFB.

«McDonald's und Coca-Cola engagieren sich in karitativen Projekten
sowie breitensportlichen Initiativen um Aufklärung zum Thema
Ernährung und Bewegung», erklärte der DFB zu der Kritik an seinen
Sponsoren. «So ist McDonald's Förderer des DFB-Fußball-Abzeichens und

unterstützt so die Bewegung von Kindern und Jugendlichen.» Der Genuss
eines Hamburgers mit Salat und Orangensaft stelle zudem nach
ökotrophologischen Empfehlungen keine Fehlernährung dar.

«Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es natürlich nicht sinnvoll,

dass die ungesunden Snacks als besonders WM-tauglich beworben
werden», sagte Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung. Letztlich komme es aber während der vier WM-Wochen auf das
richtige Maß an. Außerdem sei Essen nicht nur eine Sache der
Vernunft, sondern auch ein Erlebnis, verknüpft mit Emotionen. «Viele
Menschen sind da auch sehr traditionsbewusst und freuen sich schon
lange auf die WM-Bratwurst.»