Vater: Schwerkranker Junge Alfie Evans atmet ohne fremde Hilfe

Der Junge Alfie Evans ist schwerkrank. Unheilbar, sagen seine Ärzte.
Am Montag stellen sie die lebenserhaltenden Maßnahmen ein. Doch Alfie
atmet weiter, wie sein Vater sagt - ohne fremde Hilfe. Währenddessen
meldet sich Papst Franziskus erneut zur Zukunft des Jungen zu Wort.

Rom/Liverpool/London (dpa) - Der schwerkranke Junge Alfie Evans atmet
nach Angaben seines Vaters weiter - obwohl Ärzte ihn am Montag vom
Beatmungsgerät getrennt haben. Er habe mehr als neun Stunden ohne
fremde Hilfe geatmet, sagte sein Vater Tom Evans am Dienstagmorgen
zu Reportern vor dem Alder Hey Hospital in Liverpool.

Die Ärzte seien «baff» gewesen, als klar geworden sei, dass Alfie
selbst atmen könne, sagte Evans der britischen Nachrichtenagentur
PA zufolge. Später sei die Zufuhr von Sauerstoff und Wasser wieder
gestartet worden. Das knapp zweijährige Kind atme aber weiterhin
selbst.

Wie es mit der Versorgung des britischen Jungen weitergeht, war
zunächst unklar. Das Krankenhaus teilte am Dienstag mit, dass es aus
Respekt vor der Privatsphäre von Alfie und seiner Familie keine
weiteren Neuigkeiten zum Zustand des Jungen veröffentlichen werde.

Die lebenserhaltenden Maßnahmen für Alfie waren abgestellt worden,
nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am Montag
einen Antrag der Eltern auf Fortführung abgelehnt hatte. Zuvor hatte
auch das oberste britische Gericht (Supreme Court) eine Beschwerde
der Eltern zurückgewiesen.

Alfie leidet an einer neurologischen Krankheit, die noch nicht klar
diagnostiziert ist. Seine Eltern wollen, dass ihr krankes Kind in der
päpstlichen Kinderklinik Bambino Gesù in Rom behandelt wird. Sie
erhalten dabei Unterstützung vom Vatikan und von den italienischen
Behörden.

Papst Franziskus sprach sich am Montagabend erneut dafür aus, dass
die medizinische Behandlung des Jungen fortgesetzt werde. «Von den
Gebeten und der großen Solidarität für den kleinen Alfie Evans
bewegt, erneuere ich meine Bitte, dass auf das Leiden seiner Eltern
gehört wird und ihre Bitte, neue Möglichkeiten der Behandlung zu
versuchen, erfüllt wird», schrieb er auf Twitter.

Vergangene Woche hatte er den Vater von Alfie bei der Generalaudienz
auf dem Petersplatz empfangen und sich für den Jungen eingesetzt. «
Es
ist unsere Pflicht, alles zu tun, um das Leben zu bewahren», sagte
der Argentinier.

Britische Richter halten lebenserhaltende Maßnahmen bei Alfie für
sinnlos, weil das Gehirn des Kindes durch die Krankheit fast
vollständig zerstört sein soll. Alfies Ärzte hatten eine Verlängeru
ng
seines Leidens als unmenschlich bezeichnet.

An dem Krankenhaus war es am Montagabend zu tumultartigen Szenen
gekommen, als Unterstützer der Eltern versuchten, den Empfang zu
stürmen. Sie wurden von der Polizei zurückgedrängt.

Die Regierung in Rom hat inzwischen angekündigt, Alfie die
italienische Staatsbürgerschaft geben zu wollen. Der Innen- und
Außenminister hatten ein Spezialverfahren eingeleitet, das aber noch
vom Kabinett und dem Präsidenten abgesegnet werden müsse, berichtete
die Zeitung «La Repubblica» am Dienstag. Man hoffe, dass Alfie so
«umgehend» nach Italien gebracht werden könne, teilte das
Außenministerium am Montag mit. Ob es wirklich dazu kommt, ist
ungewiss.