Dolmetscher: Berufsverband pocht auf Einsatz von Profis überall
Naumburg/Berlin (dpa) - Der Bundesverband der Dolmetscher und
Übersetzer (BDÜ) hat einen stärkeren Einsatz professioneller
Sprachmittler in Behörden und im Gesundheitswesen gefordert. Die
verantwortungsvolle Arbeit dürfe nicht in den Händen von Laien sein,
erklärte ein Sprecher anlässlich der Frühjahrstagung des
Berufsverbandes in Naumburg. Es gebe bislang nur bei Gericht die
gesetzliche Regelung, einen allgemein vereidigten Dolmetscher oder
Übersetzer einzusetzen. Sonst sei es oft üblich, dass in Deutschland
lebende Landsleute oder Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen als
Sprachmittler hinzugezogen werden - um Kosten zu sparen.
Dem BDÜ gehören nach eigenen Angaben 7500 professionelle Dolmetscher
und Übersetzer an. Sie beherrschen mehr als 80 Sprachen.
Voraussetzung für den Beruf sei eine fundierte Ausbildung wie ein
mehrjähriges Studium an einer Universität und ein anerkannter
Abschluss. Neutralität sei ganz entscheidend. Dolmetscher dürfen ein
Gespräch nicht beeinflussen und steuern, müssen «unsichtbar» sein.
Im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen gegen das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (BAMF) halte sich der Verband in Unkenntnis
der Hintergründe zurück, erklärte eine Sprecherin am Sonntag. Auch zu
den fachlichen Mängeln, die dazu geführt haben sollen, dass viele
Dolmetscher nicht mehr vom BAMF eingesetzt werden, lägen keine
Informationen vor.
Angesichts der vielen Asylverfahren hatte sich den Angaben zufolge
das BAMF 2016 an den Berufsverband gewandt, um sich beraten zu
lassen. Gemeinsam habe man ein modulares Schulungskonzept für die
Tätigkeit von Sprachmittlern im Asylverfahren entwickelt.