Söder sichert Verlegern Unterstützung zu

In Bayern sollen 50 000 digitale Klassenzimmer eingerichtet werden.
Das hat Ministerpräsident Söder in seiner ersten Regierungserklärung

angekündigt. Ein renommierter Psychiater sieht darin den falschen Weg
und rät stattdessen zu Papier und Stift.

München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den

Zeitschriftenverlegern politische Unterstützung zugesichert und einen
Mediengipfel in der Staatskanzlei angekündigt. «Meine volle
Rückendeckung haben Sie», sagte Söder am Donnerstagabend in München

bei der Jahrestagung des Verbands der Zeitschriftenverlage in Bayern.
Wichtig sei ein fairer Wettbewerb in der Medienbranche. Beim
Urheberrecht, Datenschutz und Kartellrecht seien heimische Medien
gegen internationale Digitalriesen - nicht nur aus den USA -
benachteiligt.

«Wenn am Ende das Geld entscheidet, welche Form von Freiheit in den
Medien herrscht, dann gehen wir den falschen Weg», sagte Söder. Es
komme darauf an, Arbeitsplätze in Bayern zu erhalten und zu
verhindern, dass «am Ende nur noch zwei, drei große internationale
Firmen alles bestimmen, sich in alles einkaufen können (...) und
damit auch alle Standards bestimmen».

Einige Buhrufe erntete der gelernte Journalist, der seit einem Monat
Regierungschef ist, als er sagte: «Ich selber lese keine Zeitung mehr
klassisch, keine Zeitschriften mehr. Ich selber lese alles nur über
iPad.» Und seine Kinder seien auch ganz ohne Zeitungslektüre
überraschend gut informiert.

Der Hirnforscher Manfred Spitzer hatte zuvor vor gesundheitlichen
Schäden digitaler Medien bei Jugendlichen gewarnt und eine andere
Bildungspolitik gefordert: «Computer an Schulen machen die Schwachen
noch schwächer, besser wird dadurch niemand.» Viele Studien zeigten,
dass Printmedien für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
geeigneter seien. Wer etwas auf Papier lese, lerne besser.
Smartphones dagegen machten krank, sagte Prof. Spitzer.

Der Ärztliche Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm
mahnte mit Blick auf US-Konzerne wie Google, Facebook & Co.: «Dass
wir die Gesundheit und die Bildung der nächsten Generation den
Profitinteressen der fünf reichsten Firmen der Welt aus dem Silicon
Valley überlassen, ist unverantwortlich.»

Die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke-Mediengruppe, Julia Becker,
knüpfte daran an und sprach sich für mehr Medienbildung an den
Schulen aus: Kinder müssten lernen, «wie wichtig das Lesen und der
Umgang mit Sprache tatsächlich ist». Nur wer Sprach- und
Medienkompetenz erwerbe, könne Falschnachrichten von fundierten, gut
recherchierten Beiträgen unterscheiden.