Hannover: Kaum Chancen für Glyphosat-Verbot

Osnabrück (dpa) - Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara
Otte-Kinast hält ein komplettes Verbot des umstrittenen Unkrautgifts
Glyphosat derzeit für wenig wahrscheinlich. «Wir haben zum jetzigen
Zeitpunkt nichts in der Hand, das für ein Verbot spricht. Das hätte
vor Gericht keinen Bestand», sagte die CDU-Politikerin der «Neuen
Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag). Es fehlten im Moment
wissenschaftliche Studien, die eine Gefährdung von Menschen durch das
Mittel bei sachgemäßer Anwendung belegten.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) will Glyphosat für
Privatleute weitgehend verbieten und die Anwendung in der
Landwirtschaft einschränken. In Haus- und Kleingärten soll der
Wirkstoff künftig tabu sein - außer, es gibt nachweislich keine
Alternative und der Gärtner hat einen Sachkundenachweis. Bauern
sollen den Wirkstoff nur dann anwenden dürfen, wenn sogenannte
Saumstrukturen ausreichend vorhanden sind. Das sind zum Beispiel
Hecken, die Tieren einen Rückzugsraum bieten.

Otte-Kinast sagte dem Blatt, es habe in der Vergangenheit durchaus
Fehlentwicklungen beim Einsatz des umstrittenen Mittels in der
Landwirtschaft gegeben. «Wir müssen die Probleme offen und ehrlich
angehen.» Weniger Glyphosat einzusetzen, sei möglich, es gehe dabei
auch um gesellschaftliche Akzeptanz.

Das Unkrautgift hatte in der vorherigen Bundesregierung für reichlich
Zoff zwischen Agrar- und Umweltressort gesorgt. Erst Ende 2017 hat
die EU den Wirkstoff erneut zugelassen - auch mit der Stimme
Deutschlands, obwohl die damalige Umweltministerin Barbara Hendricks
(SPD) dagegen war. Der damalige Agrarminister Christian Schmidt (CSU)
handelte sich dadurch einen Rüffel von Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
ein.