Deutscher Biotech-Markt wächst - aber Investoren sind zurückhaltend

Frankfurt/Main (dpa) - Der Markt mit biotechnologisch hergestellten
Medikamenten in Deutschland wächst weiter. Der Umsatz mit
Biopharmazeutika stieg 2017 um 8 Prozent auf den Rekordwert von 4
Milliarden Euro, wie die Beratungsgesellschaft EY am Montag in
Frankfurt berichtete. Auch die Beschäftigung hierzulande kletterte
deutlich um 12 Prozent gemessen am Vorjahr auf knapp 26 000 Menschen.
647 Biotech-Unternehmen, darunter börsennotierte wie Evotec, Medigene
oder Morphosys ebenso wie noch junge Firmen, tüftelten an
biotechnologischen Arzneien, etwa gegen Krebs.

Indes gab es Rückschläge bei der Finanzierung junger Unternehmen in
Deutschland. Während die Biotech-Branche dank einiger Schwergewichte
insgesamt Rekordgelder in Höhe von 627 Millionen Euro einwarb, sank
das Risikokapital, das Investoren in Start-ups steckten, leicht.
Zudem wurden nur acht Unternehmen gegründet und die Gelder für
Forschung und Entwicklung sanken um drei Prozent auf 1,2 Milliarden
Euro.

In den USA und Europa konnten Biotech-Unternehmen die von Investoren
eingesammelten Gelder hingegen kräftig steigern. Spezielle Fonds
pumpen hohe Summen in Firmen und hoffen auf einen Durchbruch der oft
aufwendig entwickelten Medikamente. Beim Wagniskapital blieb
Deutschland hinter Frankreich, Großbritannien und der Schweiz zurück.

Zwar entwickle sich die hiesige Branche erfreulich, sagte EY-Experte
Siegfried Bialojan. «Doch der große Sprung bleibt aus.» Die
Kennzahlen entsprächen nicht dem Potenzial der deutschen
Wissenschaft. Um international Anschluss zu finden, brauche die
deutsche Biotech-Branche einen leichteren Zugang zu Kapital, etwa
durch Steuervergünstigungen für Risikofonds sowie mehr Gründergeist.


Weltweit hatten zuletzt milliardenschwere Biotech-Unternehmen für
Aufsehen gesorgt. So kaufte der französische Pharmakonzern Sanofi den
Antikörperspezialisten Ablynx, und der US-Konzern Gilead übernahm
Kite Pharma, um in Krebstherapien mit gentechnisch veränderten Zellen
vorzudringen. Hierzulande hat der chinesische Investor Creat fast
eine Milliarde Euro für den Blutplasma-Spezialisten Biotest bezahlt.