Krebs durch Pommes und Chips? Neue EU-Regeln gegen Acrylamid starten

Knusprig und gerne etwas dunkler: So lieben viele Deutsche Pommes,
Brot und Chips. Von diesem Mittwoch gelten für Produzenten allerdings
neue Regeln für die Herstellung. Grund ist das als krebserregend
eingestufte Acrylamid.

Brüssel (dpa) - Lebensmittelhersteller sowie Restaurants und
Imbissbetriebe müssen von diesem Mittwoch an neue EU-Regeln zur
Eindämmung des als krebserregend geltenden Stoffes Acrylamid
einhalten. Die Vorgaben sehen unter anderem vor, ein übermäßiges
Frittieren von Pommes frites zu vermeiden und Brot möglichst hell zu
backen. Zudem müssen Produkte künftig bereits so hergestellt werden,
dass bei ihrer Zubereitung so wenig Acrylamid wie möglich entstehen
kann.

Acrylamid bildet sich unter hohen Temperaturen beim Rösten, Backen,
Braten oder Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln aus der
Aminosäure Asparagin und aus Zuckern. Betroffen sind vor allem
Produkte auf Kartoffel- oder Getreidebasis sowie Kaffee.

Die neuen Regeln wurden im vergangenen Jahr beschlossen, weil
angemahnte freiwillige Maßnahmen zur Reduzierung des Acrylamidgehalts
in Lebensmitteln nicht den erhofften Erfolg gebracht hatten. Ein
Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)

hatte zuvor bestätigt, dass Acrylamid in Lebensmitteln das
Krebsrisiko für Verbraucher aller Altersgruppen potenziell erhöht.

Dass die neuen EU-Regeln ordnungsgemäß angewandt werden, müssen nun
die deutschen Behörden sicherstellen. Die Kontrolle vor Ort
übernehmen dabei in der Regel die lokalen Lebensmittelüberwachungs-
oder Veterinärämter. Halten sich Unternehmen nicht an die Regeln,
können ihre Produkte aus dem Verkehr gezogen werden. Ob die
Verordnung Erfolg hat, soll in den kommenden Jahren anhand von
Richtwerten überprüft werden. Sie sollen regelmäßig von der
EU-Kommission überprüft werden.

In der deutschen Gastronomie stößt die neue Verordnung vor allem
wegen zusätzlichen Nachweis- und Dokumentationspflichten auf Skepsis.
Gesundheitsexperten wie der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese sind
allerdings zufrieden. «Acrylamid ist nicht nur wesentlich
gefährlicher als das aus dem Eier-Skandal bekannte Fipronil und das
Pflanzenschutzmittel Glyphosat, sondern auch beispielsweise als
Stickoxide, die im Moment die Diskussion um die Fahrverbote in
Deutschland bestimmen», kommentiert er zum Start der neuen Regeln.
Wichtig sei es aber auch, die Bürger besser aufzuklären.

«Ein großer Teil der Acrylamidbelastung entsteht durch selbst
zubereitete Speisen», sagt der gesundheitspolitischer Sprecher der
EVP-Fraktion. Wer bei der Zubereitung von Toast, Pommes oder
Bratkartoffeln bestimmte Regeln beachte, könne auch selbst etwas für
seine Gesundheit tun.

Konkrete Tipps dafür haben die Verbraucherzentralen. Sie empfehlen
beispielsweise die Frittierzeit von Kartoffelprodukten auf etwa 3,5
Minuten zu begrenzen und die Fritteuse auf höchstens 175 Grad Celsius
einzustellen. Bei der Zubereitung im Backofen bestehe im Vergleich
zum Frittieren eine größere Gefahr der Acrylamidbildung.