Pfizer-Sparte rezeptfreie Medikamente wird offenbar zum Ladenhüter

New York (dpa) - Der US-Pharmakonzern Pfizer hat scheinbar immer
größere Schwierigkeiten, sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten

loszuwerden. Am späten Mittwochabend teilte der britische
Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser mit, entsprechende Gespräche
beendet zu haben. Man sei nur an einem Teil der Sparte interessiert
gewesen. Vor einem Monat hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter
Berufung auf Kreise berichtet, Reckitt sei neben dem ebenfalls
britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline das einzige Unternehmen
gewesen, dass überhaupt ein Gebot abgegeben habe.

Andere Konzerne wie Sanofi, Nestle und Johnson & Johnson hätten
gleich abgewunken. Potentielle Käufer seien die stagnierenden Umsätze
der Sparte ein Dorn im Auge gewesen. Auch die Herausforderungen durch
Online-Wettbewerber wie Amazon seien kritisch betrachtet worden.

Im Oktober hatte Pfizer mitgeteilt, Überlegungen zur Zukunft seiner
Sparte anzustellen. Für das Geschäft mit der sogenannten Consumer
Health - nicht verschreibungspflichtige Mittel für Apotheke und
Supermarkt - prüfe man «strategische Alternativen». Zu den Optionen
gehörten die volle oder teilweise Trennung von der Sparte entweder
über eine Abspaltung, einen Verkauf oder auch eine andere
Transaktion. Pfizer hat in dem Geschäft unter anderem Schmerzmittel
wie Advil, aber auch Verdauungsmittel und Vitaminpräparate im
Programm. Das Geschäft gehört mit Umsätzen von 3,4 Milliarden
US-Dollar (2,9 Mrd Euro) im vergangenen Jahr zu den weltweit größten
Anbietern.

Die Entwicklung bei Pfizer dürfte auch in Darmstadt sorgenvoll
betrachtet werden. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck
versucht ebenfalls sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten
loszuwerden. Einem Medienbericht von Anfang Februar zufolge bekommt
aber auch er zunehmend Schwierigkeiten. Der schweizerische
Nestle-Konzern habe sich aus dem Rennen zurückgezogen, hatte die
Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Kreise berichtet.
Bloomberg hatte noch im Januar mitgeteilt, Nestle sei der
wahrscheinlichste Käufer für das Merck-Geschäft. Der Konzern habe mit

gut vier Milliarden Euro am meisten geboten.

Merck hatte im Herbst sein sogenanntes OTC-Geschäft («Over the
Counter») zur Disposition gestellt, und will sich stattdessen auf
seine Pharmasparte mit neuen Mitteln wie dem Krebsmedikament Bavencio
und der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin konzentrieren.
Merck-Chef Stefan Oschmann hatte Ende 2017 in einem Interview mit dem
Sender CNBC gesagt, er hoffe auf eine Vertragsunterzeichnung im
ersten Halbjahr 2018.