Keine «Propaganda-Maschine»: Der Olympic Channel des IOC Von Andreas Schirmer, dpa

365 Tage im Jahr Olympia! Der Olympic Channel des Internationalen
Olympischen Komitees soll für die olympische Idee auch zwischen den
Sommer- und Winterspielen werben. Das Angebot ist cool und soll junge
Leute für den Sport begeistern.

Pyeongchang (dpa) - IOC-Präsident Thomas Bach hat auf seinen
Smartphones die Olympic-Channel-App, und er soll regelmäßig die
Videoclip-Produktion seines digitalen Projekts verfolgen. «Er findet
den Inhalt gut», sagt Jochen Färber, Direktor des Channel-Service mit
Sitz in Lausanne, der dpa. «Ich habe von ihm noch kein kritisches
Wort gehört, sondern eher Applaus von ihm dafür bekommen, was das
Channel-Team macht.»

Der Olympic Channel ist vom Internationalen Olympischen Komitee im
Zuge der Reformagenda 2020 gegründet worden, um insbesondere zwischen
Winter- und Sommerspielen Werbung für Olympia zu betreiben. Mit dem
Erlöschen des Olympischen Feuers 2016 in Rio ist er an den Start
gegangen und produziert auch bei den Winterspielen in Pyeongchang mit
50 Mitarbeitern Videos und Nachrichten.

«Der Inhalt kommt super gut an», meint Färber. Seit dem
Channel-Beginn seien die Videoclips rund 1,2 Milliarden Mal auf der
Plattform (www.olympicchannel.com) angeklickt worden. Das heißt
nicht, dass auch alle Olympia-Athleten die Channel-App kennen.

«Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich noch nicht damit
beschäftigt habe», bekannte Jacqueline Lölling, die Olympia-Zweite im

Skeleton. Auch Rodel-Bronzemedaillengewinner Johannes Ludwig weiß
nicht so recht, was das für ein IOC-Angebot ist: «Der Kanal ist mir
weniger bekannt. Ich wüsste nicht, was ich da sehen könnte.»

Am Dienstag gehörten Kurz-Videos über Jamaikas Bob-Frauen
(«Cool-Re-Runs!»), die olympische Big-Air-Premiere oder Österreichs
Ski-Alpin-Held Marcel Hirscher zum Angebot; ebenso ein interaktiver
Medaillenspiegel oder Erklärstücke wie «Warum wird es einer
Eiskunstläuferin nicht schwindelig?». Fernsehbilder von Wettkämpfen
in Pyeongchang dürfen nicht gezeigt werden, weil das IOC die
TV-Rechte weltweit teuer verkauft hat.

Der Olympic Channel, für den das IOC zusammen mit 63 internationalen
Sportverbänden rund 450 Millionen Euro für sieben Jahre
bereitgestellt hat, nutzt die Winterspiele vor allem, um Filmmaterial
für die Zeit zwischen den Spielen zu sammeln. «Obwohl wir in
Pyeongchang nicht so viel anbieten, werden wir einen Schub und den
nächsten Schritt zu Tokio 2020 machen», betont Färber. Genutzt würd
en
dafür die rund 5000 Filmstunden der IOC-Tochter Olympic Broadcasting
Services, die die TV-Bilder für die internationalen Rechteinhaber
produziert.

Beim Start hatte der Olympic Channel etwa 3500 Beiträge auf der
Plattform, inzwischen sind es bereits mehr als 9000. Zielgruppe sind
vor allem junge Leute unter 35 Jahren, die sich vor allem mit
Smartphone und Tablet informieren - und coole Inhalte wollen. «Man
muss immer frisch bleiben und weiterdenken», erklärt Färber. «Das
digitale Leben geht sehr schnell.» Eine Herausforderung für die rund
100 Mitarbeiter in der Channel-Zentrale in Madrid.

Dürfen sie denn auch inhaltlich machen, was sie wollen und die nicht
immer herrliche olympische Wirklichkeit auch kritisch beleuchten?
«Wenn es nur eine Aneinanderreihung von Werbestücken für die
olympische Idee wäre, wäre es nicht interessant für junge Nutzer»,

sagt Färber. Deshalb sei auch eine Serie über Athleten produziert
worden, die ihr Geschlecht verändert haben, und wie der Sport ihnen
in dieser Phase des Lebens geholfen habe.

Auch kritische Themen wie Doping und der Skandal um Russland würden
nicht ausgeblendet. «Die Thematik findet regelmäßig auf dem Channel
statt, sonst würden uns die Menschen als Propaganda-Maschine
ansehen», erklärt Färber. «Wir halten uns an die Grundschule des
Journalismus und geben jeder Seite die Möglichkeit, sich zu äußern.
»