Paul Ehrlich-Preise gehen nach USA, Israel und Potsdam

Der Botenstoff TNF spielt eine wichtige Rolle bei Entzündungen. Je
nach Signalkette wartet der programmierte Zelltod oder die Zelle
kommt unbeschadet davon. Den Botenstoff zu hemmen ist eine
Therapieoption gegen Autoimmunerkrankungen.

Frankfurt/Main (dpa) - Für ihre Arbeiten zu Autoimmunerkrankungen wie
Rheuma erhalten ein US-Amerikaner und ein Israeli den mit 120 000
Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2018. Das
gab der Stiftungsrat am Dienstag in Frankfurt bekannt. Anthony Cerami
(77) und David Wallach (72) werden für ihre Forschung zum Botenstoff
TNF ausgezeichnet; die Abkürzung steht für Tumor-Nekrose-Faktor. Der
Botenstoff spielt eine wichtige Rolle bei Entzündungen und
Autoimmunerkrankungen.

Der Nachwuchspreis geht an Tim J. Schulz (38) vom Deutschen Institut
für Ernährungsforschung (Dife) in Potsdam. Der Biochemiker wird für
seine Arbeiten über weiße und braune Fettzellen geehrt. Braunes Fett
schützt den Körper vor Auskühlung, weißes dient als Energiereserve.

Schulz untersuchte etwa, ob der altersbedingte Verlust von braunem
Fett zu Stoffwechselproblemen wie Übergewicht beiträgt und ob eine
gezielte Vermehrung von braunem Fett dagegen hilft. Er zeigte zudem,
dass Knochenstammzellen mit zunehmendem Alter und bei fettreicher
Kost vermehrt weißes Fett statt Knochengewebe produzieren.

Der Nachwuchspreis ist mit 60 000 Euro dotiert. Die Preise werden am
14. März, dem Geburtstag Paul Ehrlichs, in der Frankfurter
Paulskirche verliehen. Die renommierte Auszeichnung für Mediziner
wird seit 1952 verliehen. Von den bisher 126 Geehrten haben später 22
den Nobelpreis erhalten.

Cerami hat nach seiner akademischen Karriere eine Pharmafirma im
US-Bundesstaat New York gegründet. «Er hat erkannt, dass TNF eine
Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielt und den Weg
zur Behandlung solche Erkrankungen durch die Hemmung von TNF
gewiesen», heißt es in der Begründung der Jury. «Die Hemmung von TN
F
gilt als eines der wichtigsten Therapieprinzipien in der Medizin.»

Wallach arbeitet am Weizmann Institute of Science in Rehovot. Sein
Verdienst ist die Beschreibung zweier unterschiedlicher
TNF-Rezeptoren - und damit der Entdeckung entgegengesetzter
Wirkungen: Je nachdem, welcher Signalweg in Gang gesetzt wird, wird
die Zelle entweder in den programmierten Zelltod geschickt oder kommt
unbeschadet davon.

Die Arbeiten beider Forscher sind bereits in der Praxis angekommen.
Die von ihnen entwickelten Therapieprinzipien werden bereits klinisch
eingesetzt. Cerami hält zudem seit 1980 ein Patent.