Norovirus-Infektionen diesen Winter wieder auf Normalniveau

In Kliniken, Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen ist es eine schlimme
Vorstellung: Ein mit dem Norovirus infizierter Mensch muss sich
übergeben - und steckt dadurch viele andere an. Wie stark greift der
Erreger diesen Winter um sich?

Berlin (dpa) - Nach ungewöhnlich vielen gemeldeten Infektionen mit
dem Norovirus im vergangenen Winter haben sich die Erkrankungszahlen
in der laufenden Saison wieder normalisiert. Im Dezember 2017 seien
bundesweit rund 11 000 laborbestätigte Fälle registriert worden, nur

gut halb so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte
Marieke Degen aus der Pressestelle des Robert Koch-Instituts (RKI) in
Berlin mit. Derzeit bewegten sich die Werte auf einem für die
Jahreszeit üblichen Niveau.

Das Norovirus kann zu Brechdurchfall, Fieber und Kopfschmerzen führen
und sorgt typischerweise in den Wintermonaten für die meisten
Erkrankungen. Die vergleichsweise hohen Meldezahlen der Saison
2016/2017 mit rund 20 000 Fällen allein im Dezember 2016 hatten
Experten auf das Auftreten eines neuen Virentyps zurückgeführt. Das
Virus war zwar nicht gefährlicher als sonst, konnte sich aber besser
vor dem Immunsystem verbergen und führte so zu mehr Erkrankungen.

Nach Angaben des RKI ist es normal, dass der Erreger in manchen
Jahren stärker auftritt und es deshalb Schwankungen bei den
registrierten Werten gibt. Weil eine hohe Dunkelziffer angenommen
wird, lassen sich daran vor allem Trends ablesen.

Größere Ausbrüche in Pflegeheimen, Kitas oder Kliniken mit Dutzen
den
Erkrankten auf einen Schlag, wie sie bei dem hoch ansteckenden
Norovirus häufiger vorkommen, sind laut RKI in den Meldezahlen
unterrepräsentiert. Kommt es zu einem Ausbruch, würden davon oft nur
einzelne Fälle labordiagnostisch bestätigt und gemeldet - der
Labornachweis erübrige sich in den übrigen Fällen.

Welches Ausmaß Norovirus-Infektionen tatsächlich haben dürften,
lassen kürzlich veröffentlichte Daten der Gesundheitsverwaltung in
Berlin erahnen. Diese zeigten, dass der Erreger im vergangenen Jahr
für 141 Ausbrüche auf Krankenhausstationen in Berlin verantwortlich
war - 1302 Patienten erkrankten dabei. Für so viele Fälle sorgte laut
der Auflistung kein anderer Erreger in den Berliner Krankenhäusern -
nicht einmal ansatzweise. Auf Bundesebene werden solche
Ausbruchsdaten laut RKI aber nicht zusammengeführt.

Warum Noroviren gerade in den Wintermonaten viele Menschen krank
machen, ist nach RKI-Angaben nicht genau geklärt. Möglich wäre, das
s
das Virus in der kalten Jahreszeit besser überleben kann, erklärte
Marieke Degen. Oder dass der Erreger leichter weitergegeben werden
kann, weil sich eher viele Menschen auf engem Raum aufhalten.

Wenn das Norovirus im Spiel ist, setzt die Krankheit meist plötzlich
ein. Wenn man sich infiziert hat und brechen muss, gelangen wiederum
kleinste virushaltige Tröpfchen in die Luft, die sehr ansteckend
sind. Auch über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch und über
verunreinigte Gegenstände wie Türgriffe und rohe Lebensmittel kann
man sich anstecken. Vorbeugend ist gründliches Händewaschen wichtig.
Weil Erkrankte viel Flüssigkeit verlieren, kann eine Infektion vor
allem für Kleinkinder, Alte und Geschwächte gefährlich sein.
Normalerweise klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen wieder ab.