Gemischte Bilanz nach einem Jahr Pflegereform

Berlin (dpa) - Gut ein Jahr nach dem Start der jüngsten Pflegereform
fällt die Bewertung unterschiedlich aus. «Die Pflegereform bringt
deutlich weniger, als von der Bundesregierung behauptet», sagte
der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch,
der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. 

Seit Anfang 2017 gilt eine neue Einstufung von Betroffenen bei der 
Pflegeversicherung. Mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff sollen
unter anderem auch Beeinträchtigungen von Wahrnehmung und Erinnerung
etwa bei Demenz besser berücksichtigt werden.

Brysch sagte unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium,
zwar habe es Ende des Jahres 2017 351 000 Leistungsbezieher mehr als
im Vorjahr gegeben. Doch mit 241 000 Betroffenen sei der größte Teil
davon in den neuen Pflegegrad 1 eingestuft worden. «Dieser dient vor
allem der Vorbeugung.» Ihnen stünden 125 Euro für hauswirtschaftliche

Hilfe durch einen professionellen Anbieter zur Verfügung. An
entsprechenden Anbietern mangele es. «Bei den Pflegebedürftigen in
den Pflegegraden 2 bis 5 ist der Anstieg dagegen mit den Vorjahren
vergleichbar.» Die Zunahme betrage hier unter 4 Prozent.

Die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung hatten eine
positive Bilanz gezogen. «Mit der neuen Begutachtung konnten im
Vergleich zu 2016 rund 304 000 Versicherte neu anerkannt werden»,
sagte der Geschäftsführer ihres Verbands (MDS), Peter Pick. Zum Sta
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der Reform hatte der MDS mit rund 200 000 zusätzlichen Personen
gerechnet, mittelfristig sollen es laut Regierung 500 000 sein.

Mehr Menschen hätten früheren und besseren Zugang zu den Leistungen
bekommen, sagte Pick. Nun müssten bedarfsgerechte Angebote
weiterentwickelt werden, ambulant und stationär, etwa in neuen
Wohnformen und bei ergänzenden Unterstützungen.