Landtagsabgeordnete werben für Organspenden: «fünf vor zwölf»

Die sinkende Zahl der Organspender alarmiert auch die Politik. In
Nordrhein-Westfalen ist ein Tiefpunkt bei den Organspenden erreicht.
Der Landtag wirbt für mehr Spenden. Die SPD möchte - wie in
Österreich - die Organspende zum Normalfall machen.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Angesichts der dramatisch sinkenden Zahl der
Organspender hat der nordrhein-westfälische Landtag
fraktionsübergreifend für Organspenden geworben. «Es ist fünf vor
zwölf», sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am
Donnerstag in einer Aktuellen Stunde.

Die SPD-Abgeordnete Angela Lück plädierte für eine grundlegende
Änderung der rechtlichen Lage, so dass Organspenden in Deutschland
wie etwa auch in Österreich künftig der Normalfall und nicht mehr die
Ausnahme würden.

In NRW wie auch in ganz Deutschland hat die Zahl der Organspenden
einen Tiefpunkt erreicht. Spendeten im Jahr 2010 im
bevölkerungsreichsten Bundesland noch 256 Menschen nach dem Hirntod
Organe, waren es 2017 nur noch 146, wie aus den jüngsten Daten der
Stiftung Organtransplantation (DSO) hervorgeht. Insgesamt wurden den
Spendern 450 Organe entnommen. Rechnerisch kamen in NRW damit auf
eine Million Menschen nur 8,2 Organspender. Die Spenderrate lag damit
niedriger als in jedem anderen Bundesland, heißt es in einer Vorlage
der Fraktionen von CDU und FDP.

«Die Organspende ist in Wahrheit eigentlich der größte Liebesbeweis
des einzelnen Menschen an die Gesellschaft und an andere Menschen»,
appellierte Laumann. Dass es nur 146 Organentnahmen in dem Bundesland
mit den bundesweit meisten Krankenhäusern und Transplantationszentren
gebe, sei «unsolidarisch» gegenüber anderen, die in den Verbund
wesentlich mehr Energie einbrächten. «Man kann nicht von der
Transplantationsmedizin profitieren wollen und sich auf der anderen
Seite nicht der Frage der Organentnahme stellen», sagte Laumann.

Laumann sprach sich dafür aus zu prüfen, die gesetzliche Stellung von
Transplantationsbeauftragten zu stärken. Auch die Chefs der
Krankenhäuser müssten in die Pflicht genommen werden. Der
DSO-Transplantationscheck zeige, dass in NRW 180 mögliche Spender von
den Kliniken nicht gemeldet worden seien.

Nach den DSO-Statistiken gab es bundesweit 2017 nur 797 Spender, 60
weniger als im Vorjahr. Das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren.
Im vergangenen Jahr starb in Deutschland rund alle drei Tage ein
Mensch, weil er nicht rechtzeitig ein passendes Spenderorgan erhielt.
Rund 10 000 Patienten stehen im Moment auf einer Warteliste für
Nieren, Lebern, Lungen oder Herzen.