572 Fälle von Genitalverstümmelung in Hessen erfasst

Wiesbaden (dpa/lhe) - 572 Fälle von Genitalverstümmelung sind im Jahr
2016 in Hessen erfasst worden. Das geht aus einer Antwort des
Sozialministeriums in Wiesbaden auf eine Kleine Anfrage der
SPD-Landtagsfraktion hervor. Die Dunkelziffer liege vermutlich aber
deutlich darüber. Dem Ministerium zufolge werden in der
Kassenärztlichen Vereinigung Hessen nur Daten der gesetzlich
Versicherten erfasst - sofern sie ein Arzt notiert hat.

In der polizeilichen Kriminalstatistik werden solche Fälle nicht
eigens aufgelistet. Genitalverstümmelung fällt dort dem Ministerium
zufolge unter den Oberbegriff der Körperverletzung. Zur Anzahl oder
Herkunft der betroffenen Frauen könne daher nichts gesagt werden.

In ganz Deutschland leben einer Studie des Bundesfamilienministeriums
von 2017 zufolge fast 50 000 weibliche Opfer von
Genitalverstümmelung. Verbreitet ist diese Praxis demnach unter
anderem in Ägypten, Eritrea, Somalia, Äthiopien, Mali und dem Irak.
Millionen Frauen erleben während der Verstümmelung sowie später bei
Geschlechtsverkehr und Geburt schwere Komplikationen und Trauma.

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im hessischen
Landtag, Daniela Sommer, kritisierte, es sei unzureichend,
medizinische Maßnahme von der Vorlage einer Asylberechtigung abhängig
zu machen. Laut Ministerium werden aber nur dann Operationen von
Krankenkassen übernommen.