Studie: Pfleger fühlen sich von Politik im Stich gelassen

Berlin (dpa) - Die Pflegebranche fühlt sich nach einer neuen Studie
von der Politik im Stich gelassen. 91 Prozent der professionell
Pflegenden sagen demnach, dass das Thema Pflege in der Politik einen
geringen Stellenwert hat. Das geht aus einer neuen Studie (Care Klima
Index) hervor, die in Kooperation mit dem Deutschen Pflegetag
erstellt und am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Danach sehen 59 Prozent der Pflegenden durch die drei
Pflegestärkungsgesetze der vergangenen Legislaturperiode noch keine
relevanten Verbesserung im Alltag. Viele professionell Pflegende
sehen sich auch nicht besonderes wertgeschätzt in der Gesellschaft.
56 Prozent beurteilen den gesellschaftlichen Stellenwert ihrer
Profession niedriger als den anderer Berufsgruppen.

Die wirtschaftliche Lage bei den stationären Einrichtungen wird nicht
besonders gut beurteilt. Nur 17 Prozent der Befragten sind damit
zufrieden, 31 Prozent sehen sie weder besonders positiv noch
besonders negativ, und 36 Prozent gehen von einer schlechten
wirtschaftlichen Lage aus.

Die Digitalisierung ist im Pflegealltag noch nicht angekommen. 67
Prozent der professionell Pflegenden wissen gar nichts über sie,
weitere 10 Prozent sehen in ihr keine Hilfe, lediglich 6 Prozent
bewerten sie positiv.

Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, fordert
dringend eine spürbar bessere Personalausstattung in allen
Versorgungsbereichen. «Die Anforderungen an die Pflege steigen
qualitativ wie quantitativ ständig an.»

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)
sieht auch die Politik in der Pflicht. «Ich setze mich für bessere
Pflegeschlüssel ein, sowohl im Bereich der Kranken- wie auch der
Altenpflege.» Außerdem müsse die Pflegebranche in die Lage versetzt
werden, ihre Bedürfnisse im Gesundheitswesen durchzusetzen, sagte der
derzeitige Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz.