Gesundheitsindustrie wird im Norden immer stärker

Unternehmen wie Philips, Olympus oder Dräger stehen für die starke
Position der Gesundheitsindustrie im Norden. Die Branche hat in den
vergangenen Jahren überdurchschnittliche viele neue Arbeitsplätze auf
hohem Qualifikationsniveau geschaffen, ergab eine Studie.

Hamburg (dpa/lno) - Die industrielle Gesundheitswirtschaft in Hamburg
und Schleswig-Holstein ist in den vergangenen Jahren stärker geworden
und schneller gewachsen als die Gesamtwirtschaft. Zwischen 2014 und
2016 sei die Zahl der Beschäftigten in dem Sektor um durchschnittlich
3,5 Prozent pro Jahr gestiegen, teilte das Netzwerk Life Science Nord
am Freitag in Hamburg mit. Das habe eine Studie des Instituts WifOR
ergeben. Das bedeute einen Zuwachs von 3300 Arbeitsplätzen. Allein im
Bereich Forschung und Entwicklung seien mehr als 1000 zusätzliche
Arbeitsplätze entstanden.

Insgesamt beschäftige die Gesundheitsindustrie im Norden 49 900
Mitarbeiter, das entspreche 1,9 Prozent aller Beschäftigten. Dazu
kommen Sekundäreffekte durch die Arbeitsplätze bei Zulieferern und
die Konsumausgaben der Beschäftigten, so dass insgesamt rund 76 300
Arbeitsplätze an der Gesundheitsindustrie hängen. Die Branche umfasst
zum Beispiel die Hersteller von Medizintechnik und Pharma-Produkten
und Biotechnologie sowie den Großhandel, nicht aber
Gesundheitsdienstleistungen, wie sie zum Beispiel in Krankenhäusern
und Arztpraxen erbracht werden. Diese zählen vielmehr zum Kundenkreis
der Industrie.

Die starke Stellung der Branche in Norddeutschland wird deutlich,
wenn die Wertschöpfung je Einwohner betrachtet wird. Hier liegen
Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam betrachtet mit 865 Euro auf
Platz vier hinter den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und
Rheinland-Pfalz. Insgesamt schuf die Branche 2016 einen Wert von 4,3
Milliarden Euro im Norden, das sind 0,3 Milliarden Euro mehr als zwei
Jahre zuvor. Dazu kommen weitere 1,7 Milliarden Euro abgeleitete
Wertschöpfung.

Der Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und der
Kieler Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) betonten bei der
Vorstellung der Studie die enge Zusammenarbeit und die Verflechtung
der Branche zwischen ihren beiden Bundesländern. Die neue
Landesregierung in Schleswig-Holstein habe die Gesundheitswirtschaft
zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit erklärt, sagte Buchholz. «Die
Menschen werden immer älter und deshalb verfügt die
Gesundheitsbranche über natürliche Wachstumspotenziale.»

Zudem werde die Branche durch die Digitalisierung vor völlig neue
Herausforderungen gestellt. Das sah auch Peter Vullinghs so, der Chef
von Philips in Deutschland, Österreich und der Schweiz: «60 Prozent
unserer Forschungsinvestitionen gehen mittlerweile in Software und
Digitalisierung.»