Jagdverband: Schneisen in Maisfeldern für Wildschweinjagd nötig

Der Bauernverband fordert den Abschuss von mehr Wildschweinen. Der
Jagdverband kontert: Dafür sei die Unterstützung durch Landwirte
gefragt. Auch die Politik müsse Lösungen schaffen.

Berlin (dpa) - Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert mehr Schneisen
vor allem in Maisfeldern für höhere Abschusszahlen bei Wildschweinen.
Solche 15 bis 20 Meter breiten Streifen in den Feldern erleichterten
die Jagd erheblich, sagte Torsten Reinwald, Sprecher und
stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes, am Freitag der
Deutschen Presse-Agentur. Schon bei der bevorstehenden Aussaat im
Frühjahr sollten Landwirte gezielt Jagdschneisen mit Wildkräutern
statt Mais anlegen.

Wegen der Afrikanischen Schweinepest, die in Polen und Tschechien
kursiert und auf Deutschland überzugreifen droht, appellierte der
Verband an Jäger, vor allem junge Wildschweine zu erlegen. Diese
trügen maßgeblich zur Fortpflanzung bei. «Noch ist das Virus nicht in

Deutschland, doch je weniger Wildschweine pro Fläche leben, desto
geringer ist im Ernstfall zumindest über Wildtiere die
Ausbreitungsgefahr», erklärte DJV-Präsidiumsmitglied Wolfgang Bethe.


Im zurückliegenden Jagdjahr erlegten Deutschlands Jäger 589 417
Wildschweine oder fanden sie verendet auf (4 Prozent), wie der DJV
mitteilte. «Das ist der vierthöchste Wert seit Beginn der
Aufzeichnungen in den 1930er Jahren.» Derzeit liege der Bestand im
Frühjahr bei schätzungsweise 300 000 bis 450 000 erwachsenen
Wildschweinen, sagte Reinwald.

Der Bauernverband fordert den Abschuss von 70 Prozent der
Wildschweine in Deutschland. Der Vizepräsident des Bauernverbandes,
Werner Schwarz, sagte der «Rheinischen Post» (Freitag), dafür müsse

auch die Tötung von Muttertieren und Frischlingen erlaubt werden.
Agrarminister Christian Schmidt (CSU) stimmte dem zu. «Eine
intelligente Reduzierung des Wildschweinbestandes spielt eine
zentrale Rolle bei der Prävention», sagte er. Um das Ziel der
Bestandsreduzierung zu erreichen, müssten auch die Schonzeiten für
Wildschweine aufgehoben werden.

Die Politik sei gefragt, betonte Torsten Reinwald vom Jagdverband.
Derzeit legten viele Landwirte wegen bürokratischer Hürden keine
Jagdschneisen an. Würden auf den Streifen Wildkräuter ausgesät und
Ende Juli für Biogasanlagen geerntet, bringe das Landwirt, Jäger,
Brutvögeln und Insektenvielfalt etwas. «Die Wildschweine gehen Ende
Juli in den Mais, dann helfen die kahlen, hellen Streifen beim
Abschuss», erklärte Reinwald. Die Streifen gälten aber nicht mehr als

ökologische Vorrangflächen, wenn sie abgeerntet würden. Zudem müsst
en
Landwirte die Gesamtfläche solcher parallel oder kreuzförmig
angelegten Jagdschneisen oftmals exakt angeben, was viel Rechnerei
bedeute. «Die Politik muss da Lösungen präsentieren.»

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hatte in einer Bewertung zur
Verringerung des Risikos einer Ausbreitung der Afrikanischen
Schweinepest ebenfalls empfohlen, die Wildschweinbestände drastisch
zu reduzieren. Die Gefahr einer Einschleppung nach Deutschland ist
angesichts neuer Fälle in Polen und Tschechien weiter hoch. Der
Erreger ist für den Menschen ungefährlich. Bei Haus- und
Wildschweinen verläuft die Erkrankung in fast allen Fällen tödlich.
Es gibt keinen Impfstoff gegen die Seuche.

Aus Sicht der Umweltschutzorganisation WWF ist die starke Zunahme
beim Schwarzwild und damit auch das erhöhte Risiko für die
Viruskrankheit hausgemacht. «Seit der Anbau von Mais und Raps in
Deutschland stark zugenommen hat, kommen die Jäger bei den
Wildschweinen nicht mehr hinterher», erklärte WWF-Wildtierexperte
Moritz Klose kürzlich. «In den Mais- und Rapswüsten fühlen sich die

Schwarzkittel besonders wohl, dort finden sie jede Menge
energiereiches Futter und gute Deckung. Obwohl jährlich mehr als eine
halbe Million Wildschweine erlegt werden, wächst ihre Zahl daher
kontinuierlich.»

Der Siegeszug der Wildschweine sei ein europäisches Phänomen, sagte
Torsten Reinwald vom Jagdverband. Auch er sieht den Wandel in der
Landwirtschaft als wichtigen Faktor. «Der Getreideertrag pro Fläche
ist heute fast dreimal so hoch wie vor etwa 60 Jahren. Das bedeute
dreimal mehr kalorienreiches Futter für Wildschweine. «Zudem hat sich
die Anbaufläche von Raps und Mais um etwa das 26-Fache vergrößert.»


Der Bauernverband wollte am Freitag in Berlin mögliche
Präventionsmaßnahmen vorstellen.