Drogenbeauftragte fordert von Filmbranche weniger Raucherszenen

Berlin (dpa) - Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene
Mortler, fordert weniger Rauchende in Film und Fernsehen. Meistens
werde das Rauchen auch noch als etwas Positives dargestellt, sagte
die CSU-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Dabei sind
Zigaretten weder cool noch lässig, sondern schlicht und einfach
ungesund.» Auch wenn sie Verständnis für die kreative Freiheit der
Branche habe, töte das Rauchen jährlich mehr als 120 000 Menschen in
Deutschland. «Ich will das Rauchen als Stilmittel im Fernsehen nicht
verbieten, aber der Umgang damit muss ganz entschieden sensibler
werden», sagte Mortler. «Eine generelle Medienkompetenz bei den
Zuschauern vorauszusetzen, wäre leichtfertig und kurzsichtig.»

Mortler zufolge zeigt die Wissenschaft ganz klar: «Je häufiger
Jugendliche in Film und Fernsehen sehen, dass geraucht wird, desto
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst zur Zigarette
greifen.» Sie fordere die Filmwirtschaft auf, sich des eigenen
Einflusses auf die Gesundheit der Zuschauer bewusst zu werden.

Mortler bezieht sich auf eine Studie des Instituts für Therapie- und
Gesundheitsforschung, nach der in deutschen Filmen besonders häufig
Darsteller mit Zigaretten zu sehen seien. Von 39 Filmen, die 2016 und
2017 für den Deutschen Filmpreis nominiert waren, wurde demnach laut
Vorabmeldung der Funke-Mediengruppe in 33 geraucht. Das entspreche
einem Anteil von 85 Prozent. Bei Filmen, die im selben Zeitraum für
einen Oscar nominiert waren, lag der Anteil bei 64 Prozent. Die
Studieninitiatoren sehen Zusammenhänge zwischen Szenen, in denen
Protagonisten rauchen, und dem Konsumverhalten jüngerer Zuschauer.

Erst vor ein paar Wochen hatte die Deutsche Krebshilfe gefordert,
Filme mit Raucher-Szenen ins TV-Nachtprogramm zu verbannen. «In
zahlreichen Krimis greift der Kommissar zur Zigarette», hatte
Vorstandschef Gerd Nettekoven der «Heilbronner Stimme» gesagt.
«Besonders beunruhigend ist dabei, dass häufig schon im Nachmittags-
und Vorabendprogramm geraucht wird, da diese Sendungen oft von
Kindern und Jugendlichen gesehen werden.»