Ärzte, Kassen und Regierung setzen auf elektronische Patientenakte Von Oliver von Riegen, dpa

Die Planungen laufen schon länger: In der elektronischen
Patientenakte sollen Patienten, Ärzte und Krankenhäuser von 2019 an
viele Gesundheitsdaten finden. Ärzte, Kassen und Politik hoffen auf
Verbesserungen. Aber der Datenschutz muss stimmen.

Mainz (dpa/lrs) - Die für nächstes Jahr geplante
elektronische Patientenakte birgt nach Ansicht von Ärzten, Kassen und
der Landesregierung in Rheinland-Pfalz viele Chancen. «Daten, die
bisher an unterschiedlichen Stellen vorlagen, können zusammengeführt
werden und sind künftig am Ort und zur Zeit der Behandlung der
Patientinnen und Patienten verfügbar», sagte Gesundheitsministerin
Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Die
Akte werde eine stärkere Einbindung der Patienten in die medizinische
Versorgung bringen. Sie betonte, dass aber für den Datenschutz
verpflichtende Standards nötig seien. Inhaber der elektronischen Akte
müsse immer derjenige sein, dessen Daten darin gespeichert sind.

Vom 1. Januar 2019 an sollen gesetzlich versicherte Patienten einen
Anspruch auf eine solche E-Akte haben, in der wichtige Dokumente wie
Arztbriefe, Medikationsplan, Notfalldaten und Impfausweis zu finden
sind. Dann können sich Ärzte und Krankenhäuser und die Patienten
selbst über die wichtigsten Gesundheitsdaten informieren. Damit
sollen zum Beispiel Doppeluntersuchungen und Behandlungsfehler
verhindert werden.

Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sieht in der elektronischen
Akte eine Hilfe, um Patientendaten für eine gute und individuelle
Versorgung rasch auf einen Blick verfügbar zu haben. «Diese Akte
liegt übrigens nicht beim Arzt beziehungsweise dem Krankenhaus,
sondern in der Hand des Patienten», betonte Präsident Günther
Matheis. «Die Ärztekammern haben bereits seit langem ihre
Hausaufgaben gemacht.» Alle Ärzte könnten einen elektronischen
Ausweis beantragen. Nur damit könne die elektronische
Gesundheitskarte und so auch die Patientenakte genutzt werden. Es sei
aber noch offen, wie es mit der Gesundheitskarte weitergehe.

Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland sieht gleich mehrere Vorteile mit
der Einführung der Akte. «Durch den digitalen Medikationsplan
verbessert sich die Arzneimittel-Therapiesicherheit, weil zum
Beispiel mögliche Wechselwirkungen verschiedener Arzneien besser
erkannt werden können als bisher», erklärte die Krankenkasse. Die
Patienten könnten die Daten rund um die Uhr abrufen und mit eigenen
Daten ergänzen. Die Hoheit der Daten müsse beim Patienten liegen. Die
AOK arbeitet nach eigenen Angaben an einem digitalen
Gesundheitsnetzwerk.

Die Techniker Krankenkasse (TK) hofft mit der E-Patientenakte auf
mehr Effizienz und Transparenz zum Vorteil der Patienten. «Aktuell
liegen die Patientendaten an unterschiedlichen Stellen», sagte
TK-Landesvorsitzender Jörn Simon. «Wenn hingegen diese Daten an
zentraler Stelle gesammelt würden, ließen sich beispielsweise
Doppeluntersuchungen vermeiden.» Außerdem könne der Impfpass dort
abgelegt werden. «So bestünde die Möglichkeit, an Impfungen zu
erinnern, genauso wie an Vorsorgeuntersuchungen - wenn der
Versicherte das möchte.»

Die TK will nach eigenen Angaben in den nächsten Monaten eine
marktreife Version der Patientenakte präsentieren, die sie
elektronische Gesundheitsakte nennt. «Im Zuge der Entwicklung wurde
darauf geachtet, dass die höchsten Standards in Bezug auf Datenschutz
und Datensicherheit gelten», sagte der TK-Landeschef. Risiken sieht
er daher nicht: «Die Daten werden immer verschlüsselt und können nur

durch den Versicherten selbst entschlüsselt werden.» Er schlug vor,
dass die gesetzlichen Krankenkassen die zentrale Datenplattform
verwalten, auf der die Informationen abgelegt werden.