Forscher nach Jamaika-Aus: Müde Menschen verhandeln schlechter

Berlin (dpa) - Schlafentzug und lange nächtliche Beratungen können
die Qualität von Entscheidungen senken und Verhandlungen
zum Scheitern bringen. Daran erinnern Schlafforscher nach den am
Sonntag abgebrochenen Gesprächen über eine Jamaika-Koalition.
Müdigkeit führe zu Konzentrationsmangel, gesteigerter
Risikobereitschaft und Streitlust. «Wer nicht genug schläft, kann
Probleme schlechter lösen. Emotionen spielen dann eine größere
Rolle», sagt Jürgen Zulley, ehemaliger Leiter des Schlafmedizinischen
Zentrums an der Universität Regensburg.

Außerdem sehen die Forscher einen starken Zusammenhang zwischen
Müdigkeit und Erinnerungsvermögen. «Schlafentzug führt dazu, dass d
as
Langzeitgedächtnis geschwächt wird», sagt Steffen Gais von der
Universität Tübingen. Langfristig könnten sich die Teilnehmer der
Sondierungsgespräche schlechter an die Verhandlungen erinnern, weil
sie übernächtigt waren.

Die Vertreter von CDU, CSU, FDP und Grünen hatten in den vergangenen
Wochen teilweise bis vier Uhr morgens über eine mögliche
Regierungskoalition auf Bundesebene verhandelt. Durch den Rückzug der
FDP wurden die Gespräche am Sonntagabend für gescheitert erklärt.